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Sammlungen zur Geschichte der Medizin

Allgemein
BezeichnungSammlungen zur Geschichte der Medizin
UniversitätGeorg-August-Universität Göttingen
UniversitätsortGöttingen
Museums- und SammlungsartMedizin
Museums- und SammlungsformHistorische Sammlung
SammlungsschwerpunktDermatologie · Geburtshilfe · Humanmedizin · Medizin · Medizingeschichte
Externe Links
BeschreibungDie Sammlungen umfassen zwei bedeutende Teilsammlungen: Die Sammlung zur Geburtsmedizin und die Moulagensammlung.

Die Sammlung zur Geburtsmedizin umfasst circa 1.200 Objekte, darunter Instrumente, Modelle und Trockenpräparate ab dem ausgehenden 18. Jh. Sie dokumentiert die überregionale Vorreiterrolle der Geburtshilfe in Göttingen. Etwa 10 Prozent der Sammlung wird in einer Dauerausstellung präsentiert.

Die 80 Moulagen der Moulagensammlung vermitteln ein breites Spektrum dermatologischer Krankheitsbilder der 1920er und 1930er Jahre. Ihr Schwerpunkt liegt auf dem Gebiet der Infektionskrankheiten, besonders der Geschlechtskrankheiten (venerische Erkrankungen). Fast alle Moulagen sind in einer Dauerausstellung zu sehen. 
SonstigesFührungen nach Vereinbarung 
Stand der InformationenNovember 2012
  
Bestände
Objektgruppen
Stand der ErschließungDer Sammlungsbestand ist inventarisiert. Langfristig ist eine Digitalisierung der Objekte vorgesehen. 
Bedeutende Teilbestände
  • Sammlung zur Geschichte der Geburtsmedizin
    • Sammlung von Friedrich Benjamin Osiander (1759-1814)
    • Instrumentensammlung von Caspar Julius Mende (1779-1832)
    • Sammlung von Eduard Caspar Jacob von Siebold (1801-1861))
  • Moulagensammlung
    • Sammlung von Rudolf Erhard Riecke (1869 - 1939)
  
Geschichte
Ereignisse
  • 1751 Begründung als akademische Sammlung oder Institution
Personen
GeschichteDie Sammlung zur Geburtsmedizin

Im Jahre 1751 wurde in Göttingen auf Initiative Albrecht von Hallers (1708-1777) ein akademisches Accouchierhaus eingerichtet. Dies war nicht nur die erste Universitäts-Geburtsklinik im deutschen Sprachraum, sondern auch die erste klinische Krankenanstalt der 1734 gegründeten Georg-August-Universität und sollte speziell studentischen Ausbildungszwecken dienen.

Ab 1785 legte Johann Heinrich Fischer (1759-1814), Direktor der Klinik und Professor für Geburtshilfe, ein kleines anatomisches Kabinett, bestehend aus 20 trockenen (knöchernen) und 20 in Weingeist aufbewahrten Präparaten an.

Während der fast dreißig Jahre (Oktober 1792 bis März 1822), in denen sein Nachfolger Friedrich Benjamin Osiander (1759-1822) in Göttingen lebte und arbeitete, erweiterte er Fischers Kabinett zu der von ihm mit Recht "Museum Anatomicum Osiandrinum" genannten Sammlung. In seinem 1812 begonnen Katalog sind 1564 Präparate aufgeführt und mit einem kurzen Kommentar versehen. Inhaltlich gibt es keine Grenzen: Molen, Uteri gravidi et non gravidi, Feten unterschiedlichen Alters mit und ohne Missbildungen, andere anatomische Präparate sowie Tiere und Pflanzen. Hinzu kamen Skelette, Schädel und andere Knochen, insbesondere des weiblichen Beckens. Osianders vielbeschriebene Vorliebe für geburtshilfliche Operationen, seine Neigung zur Erfindung eigener Instrumente, endlich seine eigentliche Sammlerleidenschaft lassen es selbstverständlich erscheinen, dass er auch eine Instrumentensammlung anlegte. Als ein glücklicher Zufall darf es betrachtet werden, dass 1833 Eduard Caspar Jacob von Siebold (1801-1861) zu seinem Amtsantritt seine eigene, in Qualität und Größe vergleichbare Sammlung als "Mitgift" nach Göttingen brachte. Unter dem Direktorat von Hermann Schwartz (1821-1890) vollzog sich der Wandel von der "Königlichen Entbindungsanstalt" zur "Geburtshilflich-gynäkologischen Klinik zu Göttingen". Im Sommer 1862 nahm Schwartz gemeinsam mit seinem Kollegen von der Anatomie Jakob Henle (1809-1889) die Bearbeitung der Sammlung vor. Sie sortierten verrottete und verdorbene Präparate aus und von den übrigen verkauften bzw. verschenkten sie einen Teil an verschiedene Institute der Universität, wie Anatomie, Botanik, Zoologie, so dass letztlich nur der geburtshilflich-frauenheilkundliche Kern der Sammlung erhalten blieb.

Im März 1984 wurde auf Anregung des damaligen Direktors der Frauenklinik, Walther Kuhn, eine Neubearbeitung durch das Göttinger Institut für Geschichte der Medizin begonnen. Neben einer sorgfältigen Inventarisierung aller noch vorhandenen Belege zur Sicherung der weiteren Integrität war zunächst die Erstellung eines neuen Katalogs vordringlich. Ziel der Bearbeitung war und ist, die Göttinger Sammlung in ihrer Eigenschaft als seltene und vielseitig aussagefähige Quelle zur Geschichte der Geburtshilfe und Frauenheilkunde zu würdigen und für weitere wissenschafts-historische Studien aufzubereiten.

Text nach: Walter Kuhn und Ulrich Tröhler 1987.

Die Moulagensammlung

Die Göttinger Sammlung entstand unter Prof. E. Riecke, dem ersten Lehrstuhlinhaber, der von 1917 bis 1935 an der Göttinger Universitäts-Hautklinik wirkte. Sie umfasst heute noch etwa 80 Moulagen. Viele der Moulagen stammen vom Göttinger Mouleur A. Leonhard (1891-1954). Leonhardt arbeitete zunächst als Krankenpfleger und Laborant an der Göttinger Hautklinik und wurde schließlich von Riecke zum Mouleur ausgebildet. Darüber hinaus enthält die Sammlungen viele Moulagen der international bekannten Mouleure Dr. Henning (Wien), F. Kolbow (Dresden), L. Volger (Zürich) und A. Kröner (Breslau).

Die Sammlung zeigt ein breites Spektrum dermatologischer Krankheitsbilder und vermittelt einen Eindruck von der Bedeutung bestimmter Hautkrankheiten in den 1920er sowie 1930er Jahren. Der Schwerpunkt der Sammlung liegt auf dem Gebiet der Infektionskrankheiten, besonders der Geschlechtskrankheiten (heute als sexuell übertragbare Krankheiten, STD bezeichnet). An erster Stelle stehen die Syphilis (Lues) in ihren verschiedenen Krankheitsstadien und das heute seltene, mit der Lues leicht zu verwechselnde Ulcus molle (Weicher Schanker).

Andere Wachsmodelle zeigen Infektionskrankheiten wie Tuberkulose der Haut, Borreliose (durch Zecken übertragen), die hierzulande seltene Leishmaniose, Staphylokokkeninfektionen oder der heute kaum mehr in der Praxis diagnostizierte „Rotzausschlag“ (Malleus).

Über die genaue Zahl der jemals in Göttingen zusammengetragenen Moulagen liegen keine Informationen vor. Auch nach welchen Kriterien in Göttingen bestimmte Krankheitsbilder ausgewählt und dargestellt wurden, ist zurzeit nicht zu klären.

Text nach Thomas Fuchs 2007 
  
Publikationen
Publikationen
  
Modelle
Moulage, Acanthosis nigricans [Henning]
Moulage, Acanthosis nigricans [Henning]
Modelle von Lebewesen und biologischen Systemen
Moulage, Akromegalie bei Syphilis (Hand) [Henning]
Moulage, Akromegalie bei Syphilis (Hand) [Henning]
Modelle von Lebewesen und biologischen Systemen
Moulage, Arthritis urica gravis manuum (Hände) [Henning]
Moulage, Arthritis urica gravis manuum (Hände) [Henning]
Modelle von Lebewesen und biologischen Systemen
Moulage, Beau'sche Linien der Nägel (Hände) [Leonhardt]
Moulage, Beau'sche Linien der Nägel (Hände) [Leonhardt]
Modelle von Lebewesen und biologischen Systemen
Moulage, Creeping disease (Rücken) [Henning]
Moulage, Creeping disease (Rücken) [Henning]
Modelle von Lebewesen und biologischen Systemen

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