Alle anzeigenGießener Papyrussammlungen
Allgemein
Bezeichnung | Gießener Papyrussammlungen |
Universität | Justus-Liebig-Universität Gießen |
Universitätsort | Gießen |
Museums- und Sammlungsart | Geschichte & Archäologie |
Museums- und Sammlungsform | Lehr- und Forschungssammlung |
Sammlungsschwerpunkt | Ägyptologie · Klassische Altertumswissenschaft · Papyrologie |
Externe Links | |
Adresse | Justus-Liebig-Universität Gießen
Universitätsbibliothek Otto-Behaghelstr. 8 35394 Gießen |
Öffnungszeiten | Nach Anmeldung |
Kontakt | Dr. Olaf Schneider (Leiter der Sondersammlungen der Universitätsbibliothek Gießen, Bibliotheksoberrat) olaf.schneider@bibsys.uni-giessen.de Telefon: +49 (0) 641 99 14052 Dr. Peter Reuter (Direktor Universitätsbibliothek) direktion@bibsys.uni-giessen.de |
Beschreibung | Die Gießener Papyrus-Sammlung enthält über 2.800 Papyrusfragmente und 576 Ostraka, d.h. beschriebene Tonscherben, vorwiegend mit griechischer Beschriftung. Angegliedert ist eine Sammlung von 49 Keilschrifttäfelchen mit altassyrischen Texten aus der Zeit um 1.800 v. Chr., die aus Zentralanatolien stammen. Nach der Emeritierung von Prof. Dr. Martin Landfester ist die Betreuung der Sammlungen auf die Sondersammlungen der Universitätsbibliothek Gießen übergegangen, weil in Gießen keine Papyrologie gelehrt wird. |
Sonstiges | Neben der Papyrussammlung besitzt die Universitätsbibliothek Gießen auch noch eine Sammlung von ca. 560 Ostraka, d.h. beschriebenen Tonscherben, die in der Antike als billiges Schreibmaterial verwendet wurden. Die Stücke stammen sämtlich aus Ägypten von der frühen Ptolemäerzeit bis zur Spätantike. Die meisten sind in griechischer Sprache verfasst, daneben finden sich auch einige demotische und koptische Stücke, sowie ein paar zweisprachige. Seit 1926 widmete sich der später emigrierte Dr. Fritz Moritz Heichelheim (1901-1968) der Bearbeitung der Ostraka. Zu einer eigentlichen Publikation gelangte er nicht mehr. Aus seinem Nachlass aber sind zahlreiche Leseversuche erhalten geblieben und der Sammlung zugekommen. |
Stand der Informationen | Mai 2012 |
Bestände
Objektgruppen |
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Stand der Erschließung | Im Rahmen des Programms "Retrospektive Digitalisierung von Bibliotheksbeständen" förderte die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) in den Jahren 1999 bis 2001 die Digitalisierung, Erschließung und Bereitstellung der Giessener Papyrussammlung. Ziel des auf zwei Jahre befristeten und personell mit einem wissenschaftlichen Mitarbeiter ausgestatteten Projekts war die Digitalisierung des Gesamtbestandes der Gießener Papyrussammlungen sowie dessen Erschließung und Bereitstellung über eine Datenbank. Dieses Ziel wurde vollständig erreicht. Als Folgeprojekt wurde im gleichen Rahmen die Digitalisierung, Erschließung und Bereitstellung der Gießener Ostrakasammlung sowie der Keilschriftensammlung genehmigt (2001-2003). Auch dieses Projekt ist abgeschlossen, die Daten wurden in die Papyrusdatenbank integriert. Die Datenbank basiert auf den in der Nachkriegszeit angelegten Inventaren, die sowohl formale Daten als auch bibliographische Angaben zum Forschungsstand des jeweiligen Einzelstücks enthalten. Beide Aspekte wurden während der Datenerfassung anhand der Originale erneut überprüft und ggf. berichtigt oder aktualisiert. Die in Aufsätzen oder Monographien bereits publizierten Papyri und Ostraka wurden darüber hinaus inhaltlich erschlossen. Für die dokumentarischen Papyri und Ostraka wurden in der Beschreibung Links zu den Volltexten in der Duke Database of Documentary Papyri gelegt. |
Bedeutende Teilbestände |
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Geschichte
Ereignisse |
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Geschichte | Die Gießener Papyrussammlung gehört zu den bedeutenden Sammlungen ihrer Art. Sie besteht aus drei ursprünglich getrennten Sammlungen, die nach und nach in der Universitätsbibliothek zusammengeführt wurden. Alle drei gehen auf die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg zurück, als durch systematische Ausgrabungen in Ägypten die Flut der Papyrusfunde gewaltig anschwoll und zur Gründung von Papyrotheken in der ganzen Welt führte. Die älteste Sammlung wurde 1902-13 von dem Althistoriker Ernst Kornemann (1868-1946) und dem aus Gießen stammenden Industriellen Wilhelm Gail (1854-1925) im Museum des Oberhessischen Geschichtsvereins angelegt. Sie wird einfach als Papyri Gissenses bezeichnet. Ihr bedeutendstes Stück ist die Constitutio Antoniniana, ein wichtiges Dokument der römischen Verfassungsgeschichte aus dem Jahr 212. Da diese Sammlung für die Lehr- und Forschungstätigkeit an der Universität nicht zur Verfügung stand, begründeten die Klassischen Philologen Otto Immisch (1862-1936) und Alfred Körte (1866-1946) 1908 eine eigene Sammlung an der Universitätsbibliothek, die Papyri Bibliothecae Universitatis Gissensis. Die dritte Sammlung, begonnen 1905, war ursprünglich die Privatsammlung des Klassischen Philologen Karl Kalbfleisch (1868-1946), der sie nach seinem Großvater Karl Reinhold Janda Papyri Iandanae benannte. Durch testamentarische Verfügung ging sie als Geschenk an die Universitätsbibliothek über. Ein besonders bedeutendes Stück in ihr ist ein Fragment aus Ciceros (106 v. Chr.-43 v. Chr.) Reden gegen Verres (um 115 v. Chr.-43 v. Chr.), das lange Zeit der älteste bekannte lateinische Papyrus war. Den Zweiten Weltkrieg überstanden die Papyri Iandanae unversehrt im Keller der Universitätsbibliothek, die beiden anderen Sammlungen in einem Tresor der Dresdner Bank. Jedoch kam es in dem Banktresor 1945 zu schweren Schäden durch einen Wassereinbruch. Seit 1950 lag die Zuständigkeit für die Sammlung in den Händen des Klassischen Philologen und späteren Professors für Alte Geschichte Hans Georg Gundel (1912-1999) als wissenschaftlichen Betreuer und dem Orientalisten Josef Schawe (1902-1983) als Bibliotheksdirektor. Von 1987 bis 2007 lag die wissenschaftliche Betreuung bei Prof. Dr. Manfred Landfester (geb. 1937) vom Institut für Klassische Philologie der Universität, Professur für Gräzistik. Website der Sammlung |
Publikationen
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