Alle anzeigenMedizinhistorisch-anatomische Sammlung ("Museum anatomicum")
Allgemein
Bezeichnung | Medizinhistorisch-anatomische Sammlung ("Museum anatomicum") |
Universität | Philipps-Universität Marburg |
Universitätsort | Marburg |
Museums- und Sammlungsart | Medizin |
Museums- und Sammlungsform | Museum |
Sammlungsschwerpunkt | Anatomie · Dermatologie · Geburtshilfe · Humanmedizin · Medizin · Medizingeschichte |
Externe Links | |
Adresse | Philipps-Universität Marburg Institut für Geschichte der Pharmazie und Medizin Medizinhistorisch-anatomische Sammlung Roter Graben 10 35037 Marburg |
Öffnungszeiten | Aktuell ist das Museum geschlossen. |
Kontakt | anathist@uni-marburg.de Prof. Maike Rotzoll maike.rotzoll@uni-marburg.de Dr. Nina Ulrich (Kustodin) nina.ulrich@staff.uni-marburg.de Telefon: 06421 28 67085 |
Beschreibung | Die anatomische Sammlung der Philipps-Universität, gegründet Anfang des 19. Jahrhunderts als Lehrsammlung, umfasst ca. 2500 anatomische Präparate und Modelle, von denen ca. 60 % (1500) inventarisiert sind, eine histologische Schnittsammlung mit schätzungsweise 10.000 Objektträgern, diverse Zeichnungen, anatomische Karten und historische Fotoplatten. Darüber hinaus wurde sie im Laufe der Zeit um medizinische Instrumente erweitert, sodass sie heute als medizinhistorisch-anatomische Sammlung angesehen werden kann. Die meisten „Objekte“ der Sammlung, mit Ausnahme der Sammlungsteile medizinischer Instrumente und Modelle, sind aus ethischer Sicht als kulturell sensibles Sammlungsgut einzustufen, da sie aus und an menschlichem Gewebe gefertigt wurden. Hier greifen u.a. die aktuellen Richtlinien des Deutschen Museumsbundes e.V. zum Umgang mit menschlichen Überresten in Museen und Sammlungen. Außerdem wurden die Verstorbenen in der Regel nach ihrem Tod ohne ihr Einverständnis Teil unserer Sammlung. Wir müssen auch damit rechnen, dass ein Großteil der Präparationen aus asymmetrischen Machtverhältnissen und Unrechtskontexten heraus geschehen ist. Daher und auch aus Brandschutzgründen wird die Sammlung vorerst nicht öffentlich gezeigt. Aus wissenschafts- und medizinhistorischer, aber auch aus kultur- und sozialgeschichtlicher Perspektive ist die Erhaltung jedoch von großem Wert, um den Ambiguitäten der medizinischen Forschung nachzugehen. Zudem sind wir als Wissenschaftler/innen dazu verpflichtet auch eine breitere Öffentlichkeit darüber zu informieren, wie wissenschaftliche Errungenschaften der Vergangenheit auch mit begangenem Unrecht verknüpft sind. Dies kann nur nach eingängiger Provenienzforschung und historischer Kontextualisierung der Präparate geschehen. Ausgehend von den Ergebnissen dieser Untersuchungen wird künftig über die Zugänglichkeit und ggf. Restitution für jedes einzelne Präparat differenziert zu entscheiden sein. Zukünftige Ausstellungskonzepte und -formate werden auf dieser Grundlage basieren. (Quelle: Homepage der Sammlung, März 2022) |
Stand der Informationen | März 2022 |
Bestände
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Geschichte | An der im Jahre 1527 gegründeten Philipps-Universität in Marburg wurden schon im 17. und 18. Jahrhundert Vorlesungen im Fach Anatomie gehalten. Ihr erstes Anatomisches Theater erhielt die Universität 1788 aus Kassel. Das Gebäude des Architekten Simon du Ry war dort abgebrochen und in Marburg wieder aufgebaut worden, nachdem das Kasseler Collegium Carolinum 1786 aufgelöst worden war. Die anatomische Sammlung des Collegiums wurde ebenfalls nach Marburg überführt. Sie wurde durch den Anatomen Jacob Huber (1707-1778) angelegt und von seinem Nachfolger Samuel Thomas Soemmerring (1775-1830) weiter ausgebaut. Als im Jahr 1810 der Anatom Ernst Bartels (1778-1838) und der Prosektor Christian Heinrich Bünger (1782-1842) aus Helmstedt nach Marburg berufen wurden, vergrößerten sie die Sammlung in Marburg ganz erheblich: Bünger interessierte sich nicht nur für anatomische Präparate, sondern brachte im Zuge der Auflösung der Universität Helmstedt auch Teile der dort etablierten Anatomischen Sammlung in den Kasseler Bestand ein. Sein erster, 1811 angelegter Sammlungskatalog wies bereits 377 Titel auf. 1841/42 wurde das Anatomische Theater geschlossen und durch ein neues Gebäude, das auf demselben Grundstück errichtet wurde, ersetzt. Der gesamte zweite Stock war dort der Anatomischen Sammlung vorbehalten. Nach Büngers Tod vermachte seine Witwe gegen das Beziehen einer Leibrente der Universität dessen Sammlung, Bibliothek und Instrumentensammlung, zu der auch Wachsplastiken, Moulagen und Gipsabgüsse gehörten. Büngers Nachfolger Ludwig Fick (1813-1858) und Friedrich Matthias Claudius (1822-1869) setzten sich ebenfalls sehr für die Anatomische Sammlung ein. Beide hatten die 1810 von Bünger angelegte Schädelsammlung auf 300 Exponate erweitert. Fick hatte auch die so genannte Rassenschädelsammlung um 1850 angelegt, die von Claudius vervollständigt wurde. Claudius verkaufte 1860 seine Privatsammlung an das Anatomische Institut. Nach der Abdankung des hessischen Fürstenhauses und der Übernahme der Universität Marburg durch die preußische Verwaltung im Jahr 1867 wurde Nathanael Lieberkühn (1821-1887) aus Berlin nach Marburg berufen. Unter Lieberkühn wurde von seinen Schülern Hans Strahl (1857-1920) und Emil Gasser (1847-1919) eine umfangreiche histologische Schnittsammlung menschlicher und tierischer Embryonen angelegt. Im Jahre 1887 wurde Gasser Institutsdirektor und konnte einen Neubau für die Anatomie erwirken, der schließlich 1902 eingeweiht wurde. Dort wurde die Sammlung untergebracht und bis ca. 1920 gepflegt und erweitert. Das neue Gebäude galt als eines der größten seiner Zeit und war für alle Anforderungen des anatomischen Unterrichts bestens ausgestattet. Es war in zwei miteinander verbundene Teile gegliedert, von denen der eine die Sammlungen, Laboratorien sowie die Bibliothek enthielt und der andere der Lehre diente. Neben der Sammlung von Grasser und Strahl war damals auch die Zumstein'sche Sammlung von Corrosionspräparaten innerer Organe von besonderem Wert. Heute sind die Sammlungen im alten Pathologiegebäude neben dem Anatomischen Institut im Museum Anatomicum untergebracht. |
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