Alle anzeigenSammlung des Physikalischen Instituts*
Allgemein
Bezeichnung | Sammlung des Physikalischen Instituts* |
Besonderer Status | *Verbleib unbekannt |
Universität | Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn |
Universitätsort | Bonn |
Museums- und Sammlungsart | Naturwissenschaft & Technik |
Museums- und Sammlungsform | Historische Sammlung |
Sammlungsschwerpunkt | Physik · Wissenschaftsgeschichte |
Externe Links | |
Beschreibung | Bereits kurze Zeit nach Gründung der Bonner Universität im Jahre 1818 wurden erste Apparate für ein Physikalisches Kabinett angeschafft. Im Laufe der Jahre erfuhr diese Sammlung regelmäßig Ergänzungen, wobei nicht zuletzt die Forschungsschwerpunkte der jeweiligen Institutsdirektoren einen starken Einfluss auf das jeweilige Profil des Bestandes ausübten. So wurden beispielsweise zwischen 1836 und 1868 unter Julius Plücker (1801-1868) vornehmlich Apparate, Geräte und Instrumente erworben, die einen Bezug zu der von ihm betriebenen Elektrizitätslehre sowie zum Magnetismus aufwiesen. In der Literatur finden sich Belege für die Existenz mehrerer Sammlungsräume in dem zwischen 1911 und 1913 durch Robert Schulze, nach Entwürfen Georg Thürs (1846-1924), erbauten neuen Physikalischen Institut in der Bonner Nußallee. Der dreigeschossige Bau barg in der ersten Etage neben drei Praktikumsräumen einen großen Sammlungssaal und im dritten Stockwerk zudem eine Historische sowie eine so genannte Reserve-Sammlung. Noch 1933 ist in einem Bericht über das Physikalische Institut die Rede von den ansehnlichen historischen Beständen der Physikalischen Sammlung, die u.a. noch Apparate aus der Anfangszeit des Physikalischen Kabinetts unter Leitung Karl Dietrich von Müchows (1778-1836) enthielt. Da gab es beispielsweise einen "Kasten mit Apparaten zu Beugungsversuchen mit Originalgittern von Fraunhofer und ein oszillierendes Prisma eigener Konstruktion zur Farbenmischung". Auch aus den Amtszeiten Julius Plückers (1801-1868), Rudolf Julius Emanuel Clausius (1822-1888) und Heinrich Rudolf Hertz (1857-1894), zwischen 1836 und 1894 Direktoren des Physikalischen Instituts, existierte 1933 noch ein großer Bestand historischer Apparate, Instrumente und Maschinen, die gelegentlich sogar noch in Gebrauch waren. Im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, wurde das Institut wieder aufgebaut und ist mit Anbauten und Veränderungen bis heute in Benutzung. Über den Verbleib der Sammlung ist derzeit nichts Näheres bekannt. Konen, 1933; Hager, 1983; Nägelke, 2000 |
Bestände
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Geschichte
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Geschichte | In den ersten Jahren nach der Universitätsgründung im Jahre 1818 war die Physik als Unterrichtsfach in Bonn nur in Verbindung mit der Chemie bzw. der Mathematik vertreten. So wurde die Physik hier erstmals durch den Chemiker Karl Wilhelm Gottlob Kastner (1783-1857), einem Lehrer Justus von Liebigs, gelesen. Das so genannte Physikalische Kabinett bestand anfangs nur aus einem Hörsaal und einem Zimmer im Poppelsdorfer Schloss, bevor es 1819 in den Mittelbau der Universität verlegt wurde. Apparate waren damals noch nicht vorhanden. Auch hier gab es wieder einen Hörsaal mit einem benachbarten Zimmer sowie einen weiteren Raum im dritten Stock des Gebäudes. Nach dem Weggang Kastners im Jahre 1821 an die Universität Erlangen wurden Physik und Chemie in Bonn getrennt: die Chemie wurde Karl Gustav Bischof (1792-1870), die Physik dem Astronomen, Physiker und Mathematiker Karl Dietrich von Müchow (1778-1836) übertragen. Münchow verwaltete das Physikalische Kabinett bis zu seinem Tode im Jahre 1836. Beinahe von Beginn seiner Existenz an verfügte das Kabinett über einen jährlichen Etat von 400 Talern, u.a. für die Anschaffung von Apparaten, welche jedoch nicht immer in vollem Maße verbraucht wurden. So ist beispielsweise belegt, dass „die Sammlung der physikalischen Apparate […] im Laufe des Jahres 1834 keinen Zuwachs erhalten“ hatte. Einen Aufschwung erfuhren sowohl die physikalische Forschung als auch der physikalische Unterricht mit Julius Plücker (1801-1868), zuvor Mathematikprofessor in Halle und seit 1835 auch in Bonn, der im Jahre 1836 die Leitung des Physikalischen Kabinetts zunächst nur provisorisch übernahm. Erst 1856 erhielt er eine zusätzliche ordentliche Professur für Physik. Plücker setzte sich für eine bessere planmäßige Ausbildung der Studenten, für eine Verbesserung des Institutsbetriebes sowie für eine ausreichende Finanzierung des Kabinetts ein. Mit 400 Talern war der Etat mittlerweile sehr knapp bemessen und wurde fast völlig von der Anschaffung neuer Apparate verschlungen, wobei der thematische Schwerpunkt des Bestandes auf der Elektrizitätslehre sowie dem Magnetismus ruhte. Aber auch optische Geräte, vorwiegend französische Fabrikate, waren zu dieser Zeit in der Sammlung bevorzugt vertreten. Erst 1864 gelang es Plücker, den jährlichen Etat auf 800 Taler zu erhöhen. Im Jahre 1865 erfolgte eine Erweiterung der Institutsräume, wodurch vor allem die praktischen Arbeitsbedingungen für die Studierenden verbessert werden konnten. Nach Plückers Tod im Jahre 1868 wurde das Physikalische Kabinett zunächst von dem Chemiker Hans Heinrich Landolt (1831-1910) verwaltet, bevor es im Frühjahr 1869 der Leitung des Professors Rudolf Julius Emanuel Clausius (1822-1888) aus Würzburg, Schüler von Carl Gustav Magnus und theoretischer Physiker von internationalem Ruf, unterstellt wurde. Während seiner beinahe zwanzigjährigen Amtszeit legte Clausius selbst keine physikalische Sammlung an, doch wurden in den Jahren 1871 und 1873 nach zwei Sonderzulagen von je 2.500 Talern zumindest einige neue Apparate angeschafft, darunter ein Universal-Goniometer nach Jamin, ein Mikroskop mit Polarisationseinrichtung, eine Bianchische Luftpumpe, ein Kompressor von Natterer sowie zahlreiche kleinere elektrische und magnetische Apparate für Vorlesungen. Da die bisherigen Räumlichkeiten des Kabinetts zudem den aktuellen Anforderungen nicht mehr genügten, bemühte sich Claudius um einen eigenen Institutsneubau. Diese Bestrebungen blieben aber zunächst erfolglos, doch erreichte er zumindest den Umbau des durch den Neubau der chirurgischen Klinik frei gewordenen klinischen Flügels der Universität zum Physikalischen Institut, wie das ehemalige Kabinett nun genannt wurde. Im Sommersemester 1885 konnte der Betrieb aufgenommen werden. Im Erdgeschoss befanden sich die Experimentierräume und in der ersten Etage lagen u.a. der Hörsaal, eine Werkstatt, die Sammlung sowie die Dienstwohnung des Direktors. Doch die räumlichen Bedingungen waren alles andere als optimal. Die Experimentierräume befanden sich aufgrund der hohen Feuchtigkeit des Gebäudes in einem katastrophalen Zustand. Als Clausius im Sommer 1888 starb, übernahm für kurze Zeit einer seiner ehemaligen Mitarbeiter, der Übungsdirigent des physikalischen Laboratoriums Kettler, die Institutsleitung. Keppler wurde 1889 an die Akademie nach Münster berufen; im selben Jahr ernannte man Heinrich Rudolf Hertz (1857-1894), bis dahin ordentlicher Professor an der Technischen Hochschule in Karlsruhe, zum neuen Institutsdirektor. Unter ihm sollte das Institut zu Weltruf gelangen. Auch Hertz beklagte zum einen den schlechten baulichen Zustand des Instituts und zum anderen seine mangelhafte personelle und instrumentelle Ausstattung. So äußerte er sich über die Sammlung wie folgt: „An Apparaten fehlt viel, zum Glück sind gerade die kostbarsten vorhanden“ und im „Laboratorium mache ich mir viel Arbeit mit Neuordnen der Sammlung, und ich will auch ein ganz neues Inventar aufstellen.“ Für die Erneuerung und Ergänzung der Sammlung wurden in dieser Zeit, zusätzlich zum jährlichen Etat von mittlerweile 4.750 Mark, zwei Sonderzahlungen von je 3.000 bzw. 8.000 Mark angewiesen. Zudem führte Hertz viele Arbeiten persönlich aus; so baute und reparierte er zahlreiche Apparate selbst. Nach nur kurzer Zeit in Bonn und bahnbrechenden physikalischen Arbeiten starb Heinrich Rudolf Hertz nach längerer Krankheit am 1. Januar 1894. Als sein Nachfolger übernahm Heinrich Kayser (1853-1940), bisher ordentlicher Professor für Physik an der Technischen Hochschule in Hannover, die Leitung des Physikalischen Instituts. Auch Kayser bemängelte den schlechten Zustand des Gebäudes, dessen Feuchtigkeit „einen solchen Grad erreicht hatte, dass sie sowohl gesundheitlich sehr bedenklich erscheint, als auch den Bestand des Gebäudes und der Sammlung gefährdet. Bis zu 24 % freies Wasser befand sich in dem Bewurf der Wände.“ Zudem vermisste er als Spektroskopiker in der Sammlung viele Apparate. So wurde unter ihm eine photographische Einrichtung, „die bisher ganz gefehlt hatte“, angeschafft, ein Dunkelzimmer eingerichtet und ein Rowland-Gitter aufgestellt. Kayser setzte sich von Beginn an für die Errichtung eines neuen Instituts ein, mit dessen Bau aber erst im Jahre 1911 begonnen wurde und zu dem er gemeinsam mit dem Universitätsbaudirektor die Pläne entworfen hatte. Ostern 1913 erfolgte der Umzug in das neue Gebäude in der Nußallee nahe des Poppelsorfer Schlosses, welches am 24. Mai 1913 durch eine Feier offiziell eingeweiht wurde. Im Seitenflügel, an das eigentliche Gebäude angebaut, war ein großer Hörsaal mit 254 Sitzplätzen eingerichtet worden. Eine Werkstatt in der ersten Etage stellte die Verbindung zum Hörsaal her. Hier lagen auch die Zimmer des Direktors, des Extraordinarius’ und des ersten Assistenten, die Bibliothek, ein kleiner Hörsaal mit 90 festen Sitzplätzen und ein Raum für die Sammlung. Weitere Sammlungen lagerten im dritten Stock; hier diente ein Raum der Unterbringung einer historischen sowie einer so genannten Reservesammlung. Im Sommersemester 1914 hatte die Physik in Bonn einen Höhepunkt erreicht, der durch den Ausbruch des I. Weltkrieges ein abruptes Ende fand. Kayser selbst schied auf eigenen Antrag Ende September 1919 aus seinem Amt aus. Im April 1920 wurde Kaysers Schüler Heinrich Konen (1897-1948) aus Münster nach Bonn gerufen, um dessen Nachfolge anzutreten. Konens Amtszeit fiel in eine Periode tiefer finanzieller Schwierigkeiten, so dass die Neuanschaffungen des Instituts auf die Apparate für Vorlesungen und Praktika sowie auf Materialien zum Bau von Instrumenten beschränkt werden mussten. Konen hielt es angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage in Deutschland für „nothwendig und vorteilhaft, dass das Institut möglichst viele Apparate in der eigenen Werkstatt baut“. Unterstützung erhielt das Institut in dieser Zeit durch kostenlose Überweisungen oder verbilligte Lieferungen einiger Firmen sowie von der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft. Außerhalb seiner Forschungstätigkeit widmete sich Konen auch der Forschungsförderung; so war er aktives Mitglied der Notgemeinschaft, die 1920 als Vorgängerinstitution der Deutschen Forschungsgemeinschaft gegründet worden war. 1934 wurde er auf Betreiben seines ehemaligen Assistenten in den Ruhestand gedrängt. Die Institutsleitung übernahm vorübergehend Guido Szivessy (1885-1948), der 1929 von Münster nach Bonn berufen worden war und hier bis 1939 blieb. Im Jahre 1935 wurde der Spektroskopiker Christian Füchtbauer (1877-1959), zuvor Leiter des Rostocker Physikalischen Instituts, als Nachfolger Konens zum Institutsdirektor ernannt. Ab dem Sommersemester 1940 widmete sich Füchtbauer verstärkt der Kriegsforschung für die Marine. Er blieb bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1945 in Bonn. Im Herbst 1944 musste das Institut aufgrund zunehmender Luftangriffe auf die Stadt ausgelagert werden. Die Abteilung für Experimentalphysik wurde nach Gieboldehausen bei Göttingen verlegt, von wo sie nach Kriegsende im Wesentlichen unbeschädigt nach Bonn zurückgeführt werden konnte. Die Abteilung für theoretische Physik zog nach Hildburghausen in Thüringen und wurde dort größtenteils zerstört. Am 28. 12. 1944 erlitt das Bonner Institut bei einem Bombenangriff schwere Schäden, wobei der Dachstuhl und das oberste Stockwerk völlig ausbrannten und die übrigen Gebäudeteile Wasserschäden erlitten. Im Juni 1945 begann unter der Führung des rehabilitierten und im August als Universitätsrektor eingesetzten Heinrich Konen der Wiederaufbau der Universität, sodass diese bereits im November 1945 neu eröffnet werden konnte. Auch das Physikalische Institut nahm im Wintersemester 1945/46 seinen Betrieb im notdürftig hergerichteten Institutsgebäude auf. Fehlende Praktikumsgegenstände konnten nach und nach ergänzt werden, sodass das Praktikum für Experimentalphysik bald wieder seinen Vorkriegsstand erreicht hatte. Seit der Emeritierung Füchtbauers im Jahre 1945 lag die Leitung des Instituts in den Händen von Walther Gerlach (1889-1957). Der 1913 unter Kayser eingeweihte Neubau beherbergt noch heute einen Teil des Physikalischen Instituts der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Das weitere Schicksal der Sammlungen ist derzeit noch nicht geklärt. Hager, 1983; Kayser und Eversheim, 1913 |
Archivalien | Archiv der Universität Göttingen: Jahresberichte über das Physikalische Kabinett 1834-1870, aus: Wahl des Rektors und der Dekane, Bd. 2-37 Chronik der Universität für das Jahr 1875/76 bis 1952/53 |
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