Alle anzeigenPharmazeutische Sammlungen*
Allgemein
Bezeichnung | Pharmazeutische Sammlungen* |
Besonderer Status | *Verbleib unbekannt |
Universität | Freie Universität Berlin |
Universitätsort | Berlin |
Museums- und Sammlungsart | Naturwissenschaft & Technik |
Museums- und Sammlungsform | Historische Sammlung |
Sammlungsschwerpunkt | Biologie · Botanik · Chemie · Mineralogie · Pflanzenheilkunde · Pharmakognosie · Pharmazie · Pharmaziegeschichte · Wissenschaftsgeschichte |
Externe Links | |
Adresse | Freie Universität Berlin Institut für Pharmazie Königin-Luise-Str. 2+4 14195 Berlin |
Beschreibung | Für das im Wintersemester 1902 in Betrieb genommene neue Pharmazeutische Institut ist die Existenz mehrerer Sammlungen sowie eines Versuchsgartens für Anbauversuche mit verschiedenen Arznei- und Nutzpflanzen belegt. Noch im Jahre 1910 gab es hier neben einer z. T. wertvollen Mineraliensammlung auch eine Chemikaliensammlung, eine Lehrsammlung von Präparaten und Apparaten sowie eine umfangreiche Drogensammlung. Über das weitere Schicksal der Sammlungen liegen derzeit keine Informationen vor. Thoms, 1910 |
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Geschichte | Lange bevor es in Berlin eine Universität gab, besaß die Stadt bereits eine bedeutende chemisch-pharmazeutische Unterrichtsstätte – das Collegium medico-chirurgicum, gegründet 1723. Hier lehrten der Apotheker Caspar Neumann (1683-1737), der über die Grenzen Preußens hinweg als Wissenschaftler hohes Ansehen besaß, Martin Heinrich Klaproth (1743-1817) sowie Sigismund Friedrich Hermbstädt (1760-1833). 1809 wurde das Collegium aufgelöst. Ein Jahr später nahmen Klaproth und Hermbstädt ihre Lehrtätigkeit an der neu gegründeten „Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin“ auf. Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Pharmazie in Berlin ein Teilgebiet der Chemie. Im Winter 1895/96 wurde an der Berliner Universität unter Leitung von Professor Hermann Thoms (1859-1931) ein pharmazeutisches Laboratorium eröffnet, welches zunächst im chemischen Laboratorium der Landwirtschaftlichen Hochschule sowie im Keller des Instituts für Staatsarzneikunde untergebracht war und im Sommer 1900 in das Erste Chemische Institut übersiedelte. Erst im Jahre 1902 konnte ein eigenes Pharmazeutisches Institut in Berlin-Dahlem in Betrieb genommen werden. Direktor des neuen Instituts wurde Hermann Thoms, der bereits die Einrichtung und Ausstattung des Baus mit Weitblick geplant hatte. Es entstanden Abteilungen für Nahrungsmittelchemie, für die Prüfung von „Geheimmitteln“, von „Spezialitäten“, neuen Arzneimitteln und Drogen. Im Garten des Instituts kultivierte Thoms für Anbauversuche Arznei- und Nutzpflanzen an, wie beispielsweise Mohn zur Opiumgewinnung, Tabak, Petersilie oder japanische Minze. In seiner 1910 erschienen Beschreibung des Pharmazeutischen Instituts verweist Hermann Thoms auf die Existenz zahlreicher Lehr- und Forschungssammlungen, welche in drei verschiedenen Stockwerken des Mittelbaus untergebracht waren. Im ersten Stock befand sich ein gemeinsamer Sammlungsraum für Chemikalien und Mineralien. Zur Aufbewahrung der Chemikaliensammlung standen hier zwei Doppel – Schau- und Aufbewahrungsschränke sowie zwei Wandschränke mit verschließbaren Glastüren zu Verfügung. Die Glasschränke enthielten staffelförmige Einsätze, in denen die Chemikalien übersichtlich in gleichmäßig großen Flaschen aufgestellt waren. Die Chemikaliensammlung setzte sich aus zahlreichen Einzelsammlungen zusammen, darunter eine Sammlung organischer Präparate (541 Stück) und eine Sammlung anorganischer Präparate (1.320 Stück). Ein großer Teil dieses Bestandes ging auf private Schenkungen zurück. Die Mineraliensammlung zählte zur damaligen Zeit 500 Objekte, welche in insgesamt neun Meter langen Mineralienschränken aufbewahrt wurden. Unter den Stücken befanden sich ausgesuchte und seltene Exemplare, die zum Teil durch Kauf erworben worden waren und zum kleineren Teil ebenfalls auf Schenkungen beruhten. Einige Exemplare stammten auch aus dem Privatbesitz des Institutsdirektors, welcher die Sammlung durch auf verschiedenen Reisen gesammelte Gegenstände bereicherte. Die freien Wandflächen des Sammlungsraumes waren bedeckt mit Lehrtafeln für den Unterricht in der allgemeinen Chemie und der chemischen Technologie (Schröders Tafeln) sowie mit Rosens Anatomischen Wandtafeln der vegetabilischen Nahrungs- und Genussmittel. Im zweiten Stock gab es einen weiteren Sammlungsraum, in dessen Schränken die für die Vorlesungen nötigen Sammlungen von Präparaten und Apparaten aufbewahrt wurden. Im Saal Nr. 130 des dritten Stockwerks war zudem eine umfangreiche Sammlung von Drogen des Tier- und Pflanzenreiches eingerichtet worden. Auf Grund des ständigen Anwachsens der Sammlung hatte man einen weiteren Sammlungsschrank mit Proben aus den deutschen Kolonien in Afrika im Flur des Gebäudes aufgestellt. Den Grundstock der Drogensammlung bildete eine auf Veranlassung des Konsuls R. Seifert gemachte Schenkung der Firma Brückner, Lampe & Co. aus Berlin, die ihre eigene Sammlung, inklusive der Schauschränke, dem Institut überlassen hatte. Die Wände des Sammlungssaales zierten Abbildungen „offizineller Gewächse unter Glas“. Im Jahre 1927 übergab Hermann Thoms sein Amt als Institutsdirektor an seinen Schüler Karl Mannich (1877-1947). Im Sommersemester 1943 übernahm Prof. Hans Paul Kaufmann (1889-1971) die Leitung des Instituts. Auf seinen Wunsch hin wurde der große Sammlungsraum im ersten Stock des Gebäudes zu einem großen Dienstzimmer ausgebaut. Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Institut stark beschädigt, sodass es am Ende nur noch über einen kleinen Hörsaal verfügte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Institut der Freien Universität zugeschrieben und noch heute ist die Pharmazie an gleicher Stelle wie vor 100 Jahren in Forschung und Lehre vertreten. Ab 1950 lenkte Prof. Gerhard Schenck (1904-1993) als Ordinarius die Geschicke der Pharmazie in West-Berlin. Er modernisierte die Lehre, etablierte neue Disziplinen, schuf weitere Professuren und verstärkte den akademischen Mittelbau. Unter seiner Federführung wurde in den 1960er Jahren das im Krieg beschädigte Institut durch einen funktionalen Neubau ersetzt und 1963 in Betrieb genommen. Nach den Grundrissplänen des Gebäudes wurde auch ein Sammlungsraum (Raum 130) ausgeführt, welcher im ersten Obergeschoss zwischen Hörsaal und Wägeraum seinen Platz fand. Das weitere Schicksal der Sammlung ist bisher jedoch noch ungeklärt. Thoms, 1910; Frömming, 2002 und Website des Instituts |
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