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Physikalische Sammlung

Allgemein
BezeichnungPhysikalische Sammlung
UniversitätPhilipps-Universität Marburg
UniversitätsortMarburg
Museums- und SammlungsartNaturwissenschaft & Technik
Museums- und SammlungsformHistorische Sammlung
SammlungsschwerpunktAstronomie · Physik · Wissenschaftsgeschichte
Externe Links
AdresseFachbereich Physik der Philipps-Universität Marburg
Renthof 6
35032 Marburg
ÖffnungszeitenBesichtigung nach Vereinbarung
KontaktProf. Andreas Schrimpf (Sammlungsleiter)
andreas.schrimpf@physik.uni-marburg.de
Telefon: +49 (0) 6421 28 21338
BeschreibungAm Marburger Fachbereich Physik gibt es ein Physikalische Sammlung, bestehend aus Instrumenten und Objekten, die z.T. noch aus dem 19. Jahrhundert, aus der Zeit des ehemaligen Mathematisch-Physikalischen Instituts, stammen. So existiert beispielsweise die Kopie eines alten französischen Längenmaßes, des Längen-Etalons, welches der Marburger Professor für Mathematik, Physik und Astronomie Christian Ludwig Gerling (1788-1864) im Jahre 1830 für die Fortsetzung der hessischen Landvermessung bei Jean Fortin (1750-1831) in Paris bestellt hatte.
Heute umfasst die Sammlung circa 80 wertvolle Exponate, die ausgestellt sind. Zudem kommen noch rund 1.000 magazinierte Objekte.

Broschüre des Museums für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg, 2009 
Stand der InformationenOktober 2009
  
Bestände
Objektgruppen
Stand der ErschließungDie Sammlung ist nicht inventarisiert. Es gibt zwar Listen aus dem 18. bzw. 19. Jahrhundert, die aber selbst erst einmal in einen nutzbaren Zustand transformiert werden müssen. Einige wertvolle Stücke sind ausgestellt. Eine Zusammenarbeit mit dem astronomisch-physikalischen Kabinett in Kassel wird angestrebt. 
Bedeutende Teilbestände
  • Hauffsche Instrumentensammlung: Ankauf 1808 für 175 Reichstaler durch die Universität; Teil der persönlichen Sammlung physikalischer Geräte und Instrumente des Physikers Johann Carl Friedrich Hauff (1766-1846), der von 1795 bis 1808 Marburger Professor für Mathematik und Physik war und zudem die Oberaufsicht über das Physikalische Kabinett der Universität inne hatte; 1809 katalogisiert

  • Physikalischer Apparat des aufgehobenen Georgianums in Hannover: Übernahme im Jahre 1810 im Zusammenhang mit der Versetzung Georg Wilhelm Munckes (1772-1847) von Hannover nach Marburg als Direktor des "Mathematisch-Physikalischen Apparates"

  • Sammlung der Universität Rinteln: Übernahme verschiedener Instrumente der aufgelösten Universität Rinteln im Jahre 1811

  • "Physicalischer Apparat": Übungssammlung; um 1850 - Aufstellung in den Zimmern Nr. 5 - 9 des Physikalischen Instituts; Bestand, 1848: Zimmer Nr. 9 - ein Magnetometer (1835 angeschafft), Multiplikator, Dämpfer, "die besseren Massstäbe" (z.B. eine Fortinsche Toise), die Waagen des Instituts, einige mechanische Apparate / Zimmer Nr. 8 – ältester Teil der Sammlung mit den „meisten alterthümlichen Apparaten“, ausschließlich Apparate „für die mechanischen, hydrostatischen und aerostatischen Lehren", z. B. ein Feder-Pendel (inverted pendulum) von Kater, "Modelle über die Hemmungen in Uhren" (u.a. "Modell eines Chronometer-Gangs nach Earnshaw), "eine kleine hydraulische Presse von Olff in Frankfurt", "ein Heberbarometer vorzüglich zu Höhenmessungen bestimmt, ist von Breithaupt mit einigen geringen Abänderungen nach der von Meyerstein veröffentlichten Weise, angefertigt", eine "Cuthhersonsche Luftpumpe von 1799" / Zimmer Nr. 7 – „zwei grosse Gasometer von Eisenblech, deren jedes bis zu 100 Liter Gas fassen kann“ für Versuche mit dem Knallgasgebläse, ein Heliostat von Eckling in Wien / Zimmer Nr. 6 – „Apparate zur Lehre von Licht und Wärme“, ältere Apparate sowie die wichtigsten für die „neueren Lehren“ wie z. B. der "Dovesche Polarisations-Apparat", der "Schwerdsche Apparat für Beugungserscheinungen", der „Müllersche Apparat für die Farbenerscheinungen dünner Gyps-Plättchen in polarisirtem Lichte“, „das Ophthalmotrop von Rüte … zu den Versuchen über die Physik des menschlichen Auges“, einige ältere und neuere „Microscope“ wie „das s. g. Arbeits-Microscop von Plössl in Wien“, eine „Wallastonsche Prismen-Einrichtung" sowie ein „Sömmeringsches Spiegelchen zum richtigen Nachzeichnen der auf das Papier scheinbar projicirten Gegenstände“ („zwei kleine versuchsweise angefertigte Apparate“), „eine von Desaga in Heidelberg ausgeführte thermo-electrische Säule“ für die Wärmelehre, „einige unentbehrliche Modelle“ sowie „eine kleine schon über 30 Jahre alte Hochdruckmaschine“ für Dampfmaschinenlehre / Zimmer Nr. 5 – „Apparat für Electricität und Magentismus“: drei „Electrisirmaschinen“, eine sehr alte Cylindermaschine, „zwei noch unter Muncke’s Anleitung vor etwa 30 Jahren hier angefertigte Schreibmaschinen mit dem dazugehörigen Apparat“, eine „Säule von 200 Platten-Paaren“ (galvanischer Apparat), die wichtigsten neueren Apparate für Vorlesungen in „Electrodynamik“ und „Electromagnetismus“ wie der „Saxtonsche Apparat“ (angefertigt von Oertling in Berlin), der „Webersche Reise-Apparat für die magnetische Intensität“ (angefertigt von Meyerstein in Göttingen) und die „Webersche Tangentenboussole“ (angefertigt in der Werkstatt des Marburger „Universitäts-Mechanicus“ Schubart), „ein Modell zum electromagnetischen Telegraphen nach Wheatstone“ (1845 durch den Institutsdirektor Christian Ludwig Gerling (1788-1864) von „Watkins u. Hill“ in London erworben)

  • Astronomische Sammlung: 19. Jahrhundert - Verwendung im Rahmen astronomischer Vorlesungen; Bestand, 1848: verschiedene Instrumente, ein Steinheilscher Prismenkreis, ein älterer Breithauptscher Spiegelsextant, einige Modelle (u.a. Planetenmodelle Venus / Erde sowie Erde / Mars), ein historischer Himmelsglobus aus dem Besitz des Landgafen Wilhelm IV. (1532-1592), "eine vom hiesigen Uhrmacher Schmid angefertigte Uhr ..., welche sowohl für den Unterricht als für den practischen Gebrauch nützlich ist, indem sie mittlere Zeit und Sternzeit auf demselben Ziffernblatt zeigt"

  • Sammlung für praktische Geometrie: 19. Jahrhundert - Verwendung im Rahmen geometrischer Vorlesungen; Bestand, 1848: ein "älterer 10zolliger Breithauptscher Theodolith" und ein "Reichenbachsches Nivellir-Instrument" für feine Messungen sowie für den Gebrauch im Unterricht, Messtische, Bussolen und kleinere Apparate

Gerling, 1848; Schulze, 1927
  
Geschichte
Ereignisse
  • Zwischen 1695 und 1705 (vermutlich) Begründung als akademische Sammlung oder Institution
Personen
GeschichteIm 19. Jahrhundert bildete ein sog. „Physikalischer Apparat“ die Basis für die Gründung eines Physikalischen Instituts in Marburg. Doch bereits um 1700 baute der Medizinprofessor Johann Daniel Dorstenius (1643-1706) an der dortigen Universität eine Sammlung physikalischer Geräte auf, die vor allem im 18. und 19. Jahrhundert, teils durch Schenkungen der Landesherren und von Privatpersonen, teils durch Ankäufe der Universität, ständige Ergänzung erfuhr. Prominent sind auch mehrere Übernahmen. Aus dem "Museo" in Kassel gelangten in den Jahren 1787 und 1790 zum Beispiel einige Instrumente, vor allem Doubletten, in die Sammlung. Unter westfälischer Regierung konnten um 1810 Zugänge wie der Physikalische Apparat des aufgehobenen Geogianums in Hannover und verschiedene Instrumente der Universität Rinteln verzeichnet werden.

Als Betrag für die Instandhaltung und Vermehrung der Sammlung setzte die Regierung 1810 ein Jahresgeld von 1.200 Francs fest. Als aber 1812 die zur praktischen Geometrie gehörenden Instrumente sowie 100 Francs abgesondert wurden, um auf dieser Grundlage ein eigenständiges Mathematisches Institut unter der Leitung von Professor Johannes Gundlach (1763-1819) zu schaffen, wurde der Bestand getrennt. Doch schon mit dem Tod Gundlachs im Jahre 1819 erfolgte die Wiedervereinigung beider Sammlungsteile unter der bis zum Jahr 1901 gültigen Bezeichnung "Mathematisch-Physikalisches Institut".

Der ursprüngliche Aufstellungsort der Instrumente war das Auditorium medicum des Ephoratsgebäudes; sie wurden durch den Institutsmechaniker beaufsichtigt, der sie zu Vorlesungszwecken an die Professoren aushändigte.

Von einer physikalischen Lehre und Forschung im heutigen Sinne kann in Marburg allerdings erst seit 1817 gesprochen werden. Damals wurde Christian Ludwig Gerling (1788-1864), ein ehemaliger Schüler von Carl Friedrich Gauß (1777-1855), zum Marburger Professor für Mathematik und Astronomie ernannt, der darüber hinaus auch Physik las. 1823 siedelte Gerling mit dem Mathematisch-Physikalischen Institut in das ehemalige Komturei-Gebäude des Deutschordenshauses über, wo die wenigen zugewiesenen Räume bald nicht mehr genügten. Zur vorläufigen Aufstellung eines magnetischen Apparates stand ein weiteres Zimmer im Bibliotheksgebäude der Universität zur Verfügung. 1842 konnte das Institut in den Dörnberger Hof, den heutigen Renthof 6, umziehen, der zuvor nach Plänen Gerlings eingerichtet worden war. Im ersten Stock lagen die Institutsräume, darunter ein Auditorium mit 44 Plätzen sowie fünf Sammlungszimmer. Die zweite Etage diente dem Direktor als Amtswohnung und der umgebaute Turm des Dörnberger Hofes wurde zur Sternwarte umfunktioniert.

Gerlings Nachfolger wurde 1866 Franz Emil Melde (1832-1901). In seine Amtszeit fiel auch der Aufschwung der Universität im Zusammenhang mit der Annektion Marburgs durch Preußen. U.a. steigende Studentenzahlen und ein Anwachsen der Sammlung führten bald zu einem erheblichen Platzmangel, so dass der Dörnberger Hof im Jahr 1890 durch einen großen Erweiterungsbau ergänzt werden musste. Nach Melde übernahm im Jahr 1901 der aus Greifswald kommende Franz Joseph Matthias Richarz (1860-1920) die Direktion des Physikalischen Instituts und begründete während seiner Amtszeit die bis heute fortgesetzte Tradition der Festkörperphysik in Marburg. Kurz nach seinem Amtsantritt verlegte er zunächst die Sammlung in die ehemalige Amtswohnung seines Vorgängers Melde. Aber auch damit konnte er einem bald erneut eintretenden Platzmangel nicht begegnen. Da das alte Gebäude mittlerweile der zunehmenden Zahl von Studenten und Laboratorien nicht mehr gewachsen war, trieb Richarz den Bau eines neuen Institutes erfolgreich voran. Ostern 1915 erfolgte der Umzug des Physikalischen Instituts in den modernen Neubau am Renthof 5, der auf dem ehemaligen Rubinoschen Grundstück gegenüber dem alten Institut errichtet worden war. Im ersten und zweiten Stockwerk des Gebäudes lagen u.a. der große und der kleine Hörsaal mit je einem zugehörigen Sammlungssaal. Hier befindet sich das Physikalische Institut bis heute, während das Haus am Renthof 6 nach einer mehrjährigen Unterbrechung seit 1982 wieder zur Marburger Physik gehört.

Schulze, 1927; Meinel, 1978; Thomas, 2001 
ArchivalienMarburger Universitätsarchiv, Nachlass Gerling: Briefe von Jean Fortin (1750-1831) an Gerling betr. die Transaktion eines Etalons 
  
Publikationen