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Gewächshaus für Tropische Nutzpflanzen

Allgemein
BezeichnungGewächshaus für Tropische Nutzpflanzen
UniversitätUniversität Kassel
UniversitätsortKassel
Museums- und SammlungsartNaturgeschichte/Naturkunde
Museums- und SammlungsformBotanischer Garten/Arboretum
SammlungsschwerpunktAgrarwissenschaften · Biologie · Botanik
Externe Links
AdresseUniversität Kassel
Gewächshaus für tropische Nutzpflanzen
Steinstraße 19
37213 Witzenhausen
ÖffnungszeitenGruppen können das Gewächshaus nur nach voheriger Anmeldung im Rahmen einer Führung besuchen. Einzelbesucher können samstags von 14 bis 15 Uhr an einer einstündigen öffentlichen Führung teilnehmen.
KontaktMarina Hethke (Kustodin)
tropengewaechshaus@uni-kassel.de
Telefon: +49 (0) 5542 98 1231
BeschreibungDas Gewächshaus für tropische Nutzpflanzen ist Eigentum des Deutschen Institutes für Tropische und Subtropische Landwirtschaft (DITSL) GmbH und wird seit 1971 von der Universität Kassel gepachtet. Innerhalb der Hochschule steht das Tropengewächshaus unter der Aufsicht des Instituts für Nutzpflanzenkunde gemäßigter, subtropischer und tropischer Regionen (INK). Zum Gewächshauskomplex gehören ein Schaubereich mit Arbeitsraum (erbaut 1965), ein Mehrzweckbereich mit Seminarraum (erbaut 1987) sowie ein Forschungshaus mit begehbaren Klimakammern (erbaut 1995). Die Schausammlung befindet sich auf 1.200 qm Grundfläche, die in drei klimatische Zonen unterteilt ist. Im vorderen Teil des Gewächshauses werden Citrus-Taxa und eine Feldkulturanlage mit Rotationsbeeten gepflegt, während im mittleren Teil Kaffee, Tee und Kakao angebaut werden. In der hinteren Abtrennung werden Bananen, Palmen, Maniok und Hevea beherbergt. Der weitere Fokus schließt Nahrungs- und Futterpflanzen sowie Medizinal-, Färbe- und Duftpflanzen ein, die in unterschiedlichen industriellen und kulturellen Kontexten Gebrauch finden: Manche Gewächse dienen der Gewinnung industrieller Rohstoffe wie Fasern oder Öl, andere wiederum werden für schamanische Rituale oder als Schmuck verwendet. Hinzu kommt eine Vielfalt an Gewürzpflanzen. Die Pflanzensammlung umfasst – je nach Jahreszeit – etwa 350 bis 400 Arten im Bestand unter Glas und etwa 150 Arten als Saatgut mit jeweils bis zu 20 unterschiedlichen Sorten und Herkünften. Das umgebende Freiland wird für einen Garten für Sonderkulturen (1.300 m²) und eine Feldgehölz-Anlage (7.300 m²) genutzt. Die ursprünglich angepflanzten exotischen Solitärbäume sind inzwischen einem als Feldholzinsel konzipierten Arboretum gewichen, das einheimische Baum- und Straucharten zeigt.

Rommel 1990; Website des Instituts


Unter den etwa 90 Botanischen Gärten in Deutschland nimmt das Tropengewächshaus einen besonderen Platz ein, denn die Pflanzensammlung konzentriert sich auf die nutzbaren Gewächse der Tropen und Subtropen. Auf 1.200 qm Grundfläche wachsen etwa 480 Pflanzenarten, darunter Nahrungs- und Genussmittelpflanzen, aber auch Gewürz-, Medizinal-, Färbe-, Energie-, Duft- oder Faserpflanzen in jeweils verschiedenen Sorten und Herkünften. Ihre Auswahl und ihr Anbau erfolgen im Wesentlichen nach Prinzipien der landwirtschaftlichen und gärtnerischen Praxis der warmen Klimate. In Reaktion auf die gesellschaftliche und politische Forderung nach einer umweltverträglichen Agrarproduktion und nach gesunden Nahrungsmitteln haben sich am Standort Witzenhausen die Inhalte von Lehre und Forschung in Richtung der Ökologischen Landwirtschaft entwickelt. Auch das Gewächshaus für tropische Nutzpflanzen hat in der Bewirtschaftung der Sammlung bereits erste Schritte in diese Richtung vollzogen. Bereits seit 1990 ist der biologische Pflanzenschutz das Mittel der Wahl. So lässt sich das Leitbild des Fachbereiches, die natürlichen Ressourcen zu schonen und Umweltbeeinträchtigungen durch das Wirtschaften in Kreisläufen zu minimieren, auch in der Nutzpflanzensammlung verwirklichen. Die Zugänglichkeit und die Erschließung der Nutzpflanzensammlung macht das Tropengewächshaus als "offene Hochschuleinrichtung" zur Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Bevölkerung. Die Universität leistet hiermit einen Beitrag zur Bewusstseinsbildung im Spannungsfeld Landwirtschaft, Nachhaltigkeit und Biodiversität.

Hethke 2014 
SonstigesProspekt/Leporello, Faltblätter, Prospekte 
Stand der InformationenFebruar 2012
  
Bestände
Objektgruppen
Stand der ErschließungDie Sammlung ist vollständig erfasst. Von 1902 bis 1981 war die Sammlung nicht erfasst. Von 1981 bis 1999 wurde auf Karteikarten erfasst, ab 2000 in einer Datenbank (Filemaker). Die Datenbank ist aber nicht öffentlich zugänglich. 
Bedeutende Teilbestände
  • Schaubereich mit Arbeitsraum: erbaut 1965
  • Forschungshaus mit begehbaren Klimakammern: erbaut 1995
  
Geschichte
Ereignisse
  • 1902 Begründung als akademische Sammlung oder Institution
Geschichte1898 wurde in Witzenhausen in den ehemaligen Klostergebäuden an der Steinstraße die Deutsche Kolonialschule für Landwirtschaft, Handel und Gewerbe gegründet. Bis 1944 konnte man hier eine Ausbildung zum Tropenlandwirt absolvieren. Praxisnähe sollte durch ein Gewächshaus für tropische Nutzpflanzen gewährleistet werden, das 1902 fertig gestellt wurde. An das zentrale Palmenhaus schlossen sich ein Warmhaus sowie ein seitlich angrenzendes Kalthaus an. Den Grundstock der Pflanzensammlung legten Schenkungen aus den Botanischen Gärten Göttingen und Bonn sowie der Gartenverwaltungen von Wilhelmshöhe, Kassel, dem Palmengarten Frankfurt und aus Herrenhausen, Hannover. Ein anderer Teil stammte von ehemaligen Kolonialschülern, die aus ihren Einsatzgebieten Pflanzen, Pflanzenteile oder Samen für die Sammlung an das Gewächshaus sandten oder aus dem Ausland mitbrachten. Die Bausumme von 25.000,- DM wurde durch Gelder einer öffentlichen Wohlfahrtslotterie aufgebracht.

Im Jahr 1937 waren Technik und Fläche des Hauses für die Lehr- und Demonstrationsaufgabe nicht mehr ausreichend, so dass an gleicher Stelle ein neues, größeres Haus errichtet wurde. Damit standen der Schule für ihre tropische Nutzpflanzensammlung etwa 540 m² Grundfläche, eingeteilt in ein Tropenhaus, ein temperiertes Haus und zwei Warmhäuser, zur Verfügung. 1944 stellte die Kolonialschule allerdings ihren Lehrbetrieb ein. Ein Granatenbeschuss zerstörte im Folgejahr die Glasscheiben des Gewächshauses, so dass der größte Teil der tropischen Nutzpflanzen im Verlauf der Winters erfror.
1957 wurde schließlich unter der Nachfolgeinstitution des Deutschen Instituts für Tropische und Subtropische Landwirtschaft GmbH (DITSL) die Lehranstalt für Tropische und Subtropische Landwirtschaft gegründet. Sie bot in den Räumlichkeiten der ehemaligen Kolonialschule ein nun reduziertes einjähriges Aufbaustudium für Tropenlandwirte an, im Rahmen dessen auch das Gewächshaus in Ansätzen rekonstruiert und eingeschränkt genutzt wurde.
Im Oktober 1964 fiel die Entscheidung, unter der Regie von Bund und Land aus dem Angebot der Lehranstalt einen sechssemestrigen Ingenieurstudiengang für tropische und subtropische Landwirtschaft zu entwickeln. Damit sollte auch die Nutzpflanzensammlung ausgebaut werden. Anstelle einer Renovierung der noch bestehenden Anlagen beschloss man allerdings die Errichtung eines neuen Gebäudes auf der gegenüberliegenden Geländeseite an der Fährgasse, da der Standort der Häuser von 1902 und 1937 für einen größeren Bau ungeeignet war. Die Baukosten von ca. 500.000,- DM trugen das Deutsche Institut für Tropische und Subtropische Landwirtschaft und die Ministerien für Landwirtschaft und Entwicklungshilfe. Allerdings stellte das private Institut seine Lehre kurzfristig ein, so dass die neu gegründete Ingenieurschule das neue Gewächshaus zur praktischen und theoretischen Unterweisung der Studierenden 1966 vom DITSL anmietete. Die Pflanzensammlung bestand wie schon in den Jahren davor aus tropischen und subtropischen Nutzpflanzen und diversen Zierpflanzenarten, war jedoch kaum angemessen geordnet und auf verfestigtem Boden angelegt worden. Erst die Integration der Ingenieurschule für Ausländische Landwirtschaft in die Organisationseinheit Internationale Agrarwirtschaft der neu gegründeten Universität-Gesamthochschule Kassel führte 1971 zu einer ausführlichen systematischen Bestandsaufnahme und technischen Verbesserungen der Einrichtung.

Rommel 1990; Website des Instituts 
  
Publikationen
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