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Astronomische Sammlung*

Allgemein
BezeichnungAstronomische Sammlung*
Besonderer Status*Verbleib unbekannt
UniversitätUniversität Greifswald
UniversitätsortGreifswald
Museums- und SammlungsartNaturwissenschaft & Technik
Museums- und SammlungsformHistorische Sammlung
SammlungsschwerpunktAstronomie · Wissenschaftsgeschichte
Externe Links
BeschreibungNoch für das Jahr 1891 ist eine Astronomische Sammlung an der Universität Greifswald nachgewiesen. Damals fand sie Aufstellung im zweiten Obergeschoss des im selben Jahr eingeweihten Neubaus des Physikalischen Instituts, welches unter der Leitung von Anton Oberbeck (1846-1900) stand. Seit 1836 existierte zwar ein Astronomisch-Mathematisches Institut, welches jedoch bis zu seiner Auflösung im Jahr 1939 über kein eigenes Gebäude verfügte. Danach kam es zur Gründung einer "Astrophysikalischen Abteilung des Physikalischen Instituts", welches den bisherigen Bestand des Astronomisch-Mathematischen Instituts übernahm. Über das weitere Schicksal der Sammlung ist derzeit nichts bekannt.

Rutscher, 1998; Kersten, 1998 
Stand der InformationenAugust 2011
  
Bestände
Objektgruppen
Bedeutende TeilbeständeBedeutende Teilbestände sind nicht bekannt.
  
Geschichte
Personen
GeschichteMit der Berufung des Mathematikers, Physikers und Baumeisters Andreas Mayer (1716-1782) begann die erste Epoche der wissenschaftlichen Astronomie in Greifswald. Um eine rege astronomische Tätigkeit zu entfalten, benötigte man eine Sternwarte für regelmäßige Himmelsbeobachtungen. Bei der Errichtung des ersten Observatoriums verwirklichte man den Vorschlag von Mayers Nachfolger, dem ersten Greifswalder Professor für Astronomie Lambert Heinrich Röhl (1724-1790). So wurde der unmittelbar am Ryck gelegene Pulverturm zur Sternwarte ausgebaut, so dass im Jahre 1775 mit den astronomischen Beobachtungen und Vorlesungen begonnen werden konnte.

Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts diente diese Sternwarte einer regen Forschungs- und Ausbildungstätigkeit. Ab 1807 wurde das Gebäude durch französische Truppen für militärische Belange zweckentfremdet; während dieser Zeit verschwanden viele der wertvollen Instrumente, und das Observatorium erlitt einen langsamen Niedergang. Schließlich gab es seit 1825 in Greifswald keine astronomische Beobachtungsmöglichkeit mehr, und der Turm wurde nach erbitterten Streitigkeiten mit der Stadt 1826 an diese zurückgegeben.

Nach der Schließung der Sternwarte ließ Professor Johann Carl Fischer (1760-1833) die verbleibenden Instrumente in seine Wohnung bringen, wo sie nach Aussage seines Nachfolgers Professor Grunert (1797-1872) allmählich verschwanden. Im Jahre 1834 gelang es Grunert wenigstens, einige neue Instrumente und 1835 ein Zimmer für das Astronomische Institut zu beschaffen. Seit dem Wintersemester 1836/37 bis zum Jahre 1887 wurde es nun als astronomisch-mathematisches Institut bezeichnet. In Folge der Übergabe der Institutsleitung von Professor Thom an Professor Anton Oberbeck (1846-1900) 1887/88 unterstand es dann zunächst der Leitung des Physikalischen Instituts. Unter Oberbeck wurde im Jahre 1889 mit dem Bau eines neuen Physikalischen Instituts begonnen. 1891 konnte das Gebäude eingeweiht werden, in dessen zweitem Obergeschoss u.a. eine Astronomische Sammlung untergebracht wurde. Der astronomische Unterricht wurde zwischen 1892/93 und 1899 durch die Dozenten Dr. Martin Brendel (1862-1939) und Dr. Wellmann abgehalten. Ab 1903 bot Dr. Wilhelm Ebert (1871-1916) aus Straßburg Vorlesungen und Übungen in diesem Fach an. Für die letzteren wurden in den oberen Räumen des Physikalischen Instituts astronomische Instrumente und Uhren aufgestellt und auf der Plattform eines zum Gebäude gehörenden Turmes wurden weitere Instrumente für Himmelsbeobachtungen installiert.

Als Ebert Greifswald 1905 verließ, um an die Sternwarte nach Nizza zu wechseln, verlor die Universität ihren einzigen Astronomen. Erst mit dem Privatdozenten der Astronomie und angewandten Mathematik Dr. Alfred Klose (1895-1953) sollte dieser Mangel behoben werden. Auch ihn hielt es nicht lange in der Hansestadt; nach nur drei Semestern folgte er einem Ruf nach Berlin. Ihm und dem damaligen Direktor des Astronomisch-Mathematischen Instituts Professor Friedrich Krüger (1877-1940) verdankte die Universität ein erneutes Aufblühen der astronomischen Ausbildung und Forschung in Greifswald.

Auf Initiative Kloses und Krügers wurde zudem die Neuerrichtung einer modernen Sternwarte in Greifswald möglich. Als geeigneten Aufstellungsort für das neue Fernrohr wählte man den Turm des 1891 eröffneten Physikalischen Instituts der Universität. Das Instrumentarium wurde von der Firma Carl Zeiss in Jena geliefert, und im Jahre 1924 stand schließlich das neue Observatorium für Beobachtungszwecke zur Verfügung. Neben dem von Krüger erworbenen 20-cm-Refraktor wurde später für fotografische Beobachtungen auch noch ein 40-cm-Newton-Reflektor angeschafft. Mit der Habilitation des Astronomen Dr. Erich Schönberg (1882-1971) am 29. Mai 1925 nahm das Mathematisch-Astronomische Institut seine aktive Arbeit wieder auf. Der Refraktor wurde mit Hilfsmitteln ausgerüstet, und für die praktischen Übungen der Studierenden wurden Bücher, Sternkarten und Lichtbilder angeschafft.

Der bekannteste unter den Greifswalder Astronomen war Dr. Paul Ten Bruggencate (1901-1961) aus Holland. 1931 übernahm er die Leitung des Astronomisch-Mathematischen Instituts der Universität. Ein Antrag auf Umbenennung des Instituts in "Astronomisches Institut der Universität Greifswald" wurde abgelehnt. Er bemühte sich jedoch mit Erfolg, das Instrumentarium des kleinen Instituts zu verbessern. So konnte 1932 beispielsweise ein registrierendes Photometer der Firma Zeiss in Betrieb genommen werden. 1935 wurde Ten Bruggencate Leiter des Instituts für Sonnenphysik in Potsdam und verließ Greifswald. Damit war der astronomische Unterricht zum wiederholten Male nicht mehr gewährleistet. Die Leitung des Instituts übernahm nun wieder der Mathematiker und Physiker Professor Krüger. Nur wenige Jahre darauf wurde das Astronomisch-Mathematische Institut mit Wirkung vom 31. März 1939 aufgelöst. Dies bedeutete aber noch nicht unmittelbar das Aus für die Greifswalder Astronomie. Auf Bestreben Krügers entstand am Physikalischen Institut die "Astrophysikalische Abteilung des Physikalischen Instituts". Sie erhielt den bisherigen Bestand des Astronomisch-Mathematischen Instituts.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden keine astronomischen Beobachtungen mehr ausgeführt. Erst seit 1991/92 können Lehramts- und Naturwissenschaftsstudenten in Greifswald wieder astronomische Vorlesungen besuchen.

Kersten, 1998; Rutscher, 1998 
  
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