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Physikalisch-Chemische Sammlung*

Allgemein
BezeichnungPhysikalisch-Chemische Sammlung*
Besonderer Status*Verloren
UniversitätUniversität Leipzig
UniversitätsortLeipzig
Museums- und SammlungsartNaturwissenschaft & Technik
Museums- und SammlungsformHistorische Sammlung
SammlungsschwerpunktChemie · Wissenschaftsgeschichte
Externe Links
AdresseUniversität Leipzig
Wilhelm-Ostwald-Institut für Physikalische und Theoretische Chemie
Linnestr. 2
04103 Leipzig 
BeschreibungDie 1897 als erstes "Physikalisch-chemisches Institut" Deutschlands gegründete Universitätseinrichtung verfügte zu diesem Zeitpunkt u.a. über zwei Sammlungsräume, welche unmittelbar an den großen Hörsaal bzw. an einen der beiden großen Arbeitssäle anschlossen. In Folge des Gebäudeumbaus im Jahr 1910 wurden beide Räume zusammengelegt und waren nun über eine Wendeltreppe miteinander verbunden. Im Zweiten Weltkrieg wurde das gesamte Institut zerstört, wobei die meisten Apparate verloren gingen. Bei Wiederaufnahme des Lehr- und Forschungsbetriebes im Jahr 1952 im rekonstruierten Nordflügel stand neben einem Hörsaal u.a. auch wieder ein Sammlungsraum zur Verfügung. Über den genauen Charakter des Sammlungsbestandes liegen derzeit keine Informationen vor.

Messow, 1998 
Stand der InformationenJuli 2009
  
Bestände
Objektgruppen
Bedeutende TeilbeständeTeilbestände sind derzeit nicht bekannt.
  
Geschichte
Ereignisse
  • 1897 (vermutlich) Begründung als akademische Sammlung oder Institution
  • 1943 Beendung als akademische Sammlung oder Institution
Personen
GeschichteDie Anfänge der Physikalischen Chemie in Leipzig liegen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Im Jahre 1871 hatte Gustav Wiedemann (1826-1899) das deutschlandweit erste Ordinariat für dieses Fach übernommen und war damit Direktor des Zweiten chemischen Laboratoriums im so genannten Fridericianum der Leipziger Universität geworden, für welches sich schnell die Bezeichnug „Physikalisch-chemisches Laboratorium“ einbürgerte. Als Wilhelm Ostwald (1853-1932), vom baltischen Polytechnikum in Riga kommend, 1887 die Leitung dieses Labors übernahm, wurden zunächst neue Räume im Keller und Erdgeschoss des Landwirtschaftlichen Instituts in der Brüderstraße 34 bezogen und der Name „Zweites chemisches Laboratorium“ festgelegt. In dem dunklen und schmutzigen Labor verbrachte Ostwald zehn arbeitsreiche Jahre, bevor es zu einer Verbesserung der Situation kommen sollte. Am 3. Januar 1897 konnte das auf seine Initiative hin gebaute „Physikalisch-chemische Institut“ in der Linnéstraße 2 feierlich eröffnet werden, dessen Direktor Ostwald wurde. Es war das erste Institut seiner Art, welches von Anfang an für die Physikalische Chemie projektiert und als Neubau errichtet worden war. Im Zusammenwirken mit Svante August Arrhenius (1859-1927) und Jacobus Henricus van’t Hoff (1852-1911) verwandelte Ostwald Laboratorium bzw. Institut zwischen 1887 und 1906 in ein internationales Zentrum der Physikalischen Chemie, welches die Entwicklung des Faches in Deutschland stark beeinflusste. So gilt er denn auch gemeinsam mit Arrhenius und van’t Hoff als der eigentliche Begründer der deutschen Physikalischen Chemie. Der Gebäudekomplex des neuen Instituts war U-förmig angelegt. Er war nach modernsten Gesichtspunkten gestaltet; die elektrischen Anlagen und Apparaturen entsprachen dem neuesten Entwicklungsstand. Im Erdgeschoss des Südflügels gab es einen großen Arbeitssaal, an den sich u.a. ein Sammlungsraum und die Bibliothek anschlossen. Im ersten Obergeschoss des Nordflügels lag der große Hörsaal mit seinen 122 Plätzen, der mit einem Dozentenzimmer, einem Vorbereitungs- sowie einem Sammlungsraum direkt verbunden war. Die notwendigen Apparate und Messinstrumente für seine Untersuchungen ließ Ostwald vorwiegend in den Feinmechanischen Werkstätten von Fritz Köhler in Leipzig fertigen, der von 1897 bis 1904 im Physikalisch-chemischen Institut als Universitätsmechaniker angestellt war, bevor er sich selbständig machte. Zwischen Köhler und Ostwald entwickelte sich im Laufe der Jahre eine enge Zusammenarbeit.

Ein in den Jahren 1905/06 schwelender Konflikt zwischen Ostwald und der Philosophischen Fakultät führte schließlich zu seinem Ausscheiden aus der Universität im Jahre 1906. Nach einer kurzen Interimsphase, in welcher Professor Robert Luther (1868-1945) die Institutsleitung inne hatte, übernahm Max Le Blanc (1865-1943) aus Karlsruhe, ein ehemaliger Assistent Ostwalds, die Führung des Physikalisch-chemischen Instituts. Anlässlich seiner Berufung hatte er für den Um- und Ausbau der mittlerweile unter Raummangel leidenden Einrichtung die Zusage finanzieller Mittel erhalten. Die Bauarbeiten wurden daraufhin im Sommer 1909 aufgenommen und konnten im Herbst 1910 abgeschlossen werden. Der Nordflügel war verlängert und aufgestockt worden, so dass ein neues zweites Obergeschoss nun der Aufnahme des großen und kleinen Hörsaals und der zugehörigen Nebenräume diente. Ein Grundriss des Gebäudes von 1910/11 belegt eine veränderte Raumaufteilung innerhalb des gesamten Gebäudes im Vergleich zum Jahr 1897. So existierten nun im Erd- sowie im ersten Obergeschoss beispielsweise keine ausgesprochenen Sammlungsräume mehr. Diese lagen jetzt in der zweiten Etage, direkt neben dem neuen großen Hörsaal, sowie im Dachgeschoss und waren über eine Wendeltreppe miteinander verbunden. Zudem waren über mehrere Zimmer des Erdgeschosses verteilt mit Apparaten angefüllte Sammlungsschränke aufgestellt worden; so in den beiden Wagezimmern, im Wartezimmer des Direktors, in den zwei Räumen des Mechanikers und im Praktikantenarbeitsraum. Nach der Emeritierung von Le Blanc im Jahre 1933 leitete Wilhelm Carl Böttger (1871-1949), ebenfalls ein ehemaliger Assistent Ostwalds, das Physikalisch-chemische Institut zunächst kommissarisch, bevor am 1. November 1934 Karl Friedrich Bonhoeffer (1899-1957), zuvor Professor in Frankfurt am Main, auf den Leipziger Lehrstuhl berufen wurde. In seine Amtszeit fällt auch das tragische Ereignis der Institutszerstörung während des Zweiten Weltkrieges. Am 4. Dezember 1943 wurde das Gebäude von Brandbomben getroffen und fiel fast vollständig den Flammen zum Opfer; dabei wurden auch die meisten Apparate für Vorlesungen, Praktikum und Forschung vernichtet. In der Folge siedelte die gesamte Leipziger Chemie in das Institut für angewandte Chemie in der Brüderstraße 34 um, in welchem das Physikalisch-chemische Laboratorium von 1871 bis 1897 schon einmal untergebracht gewesen war.

Am 5. Februar 1946 konnte die Universität unter dem Rektorat von Hans Georg Gadamer (1900-2002) wieder eröffnet werden. Im folgenden Jahr, am 1.1.1947, nahm Bonhoeffer einen Ruf als Ordinarius für Physikalische Chemie an die Humboldt-Universität nach Berlin an und wurde gleichzeitig zum Direktor des damaligen Kaiser-Wilhlem-Instituts in Dahlem ernannt. Bis dahin hatte er den Neuanfang der physikalisch-chemischen Arbeiten in Leipzig organisiert. Nach dem Weggang Bonhoeffers übernahm Herbert Staude (1901-1983) von der Technischen Hochschule Berlin die Leitung des Instituts, dessen teilweise Rekonstruktion hauptsächlich während der Zeit seines Direktorats erfolgte; 1951/1952 wurden Lehr- und Forschungsbetrieb im Nordflügel der Linnéstraße allmählich wieder aufgenommen. 1952 verfügte es u.a. auch wieder über einen Hörsaal mit 136 Plätzen sowie über Werkstatt- und Sammlungsräume. Letzter Institutsdirektor, bevor dieses im Zuge der III. Hochschulreform der DDR im Jahre 1968 aufgelöst wurde, war Gerhard Geiseler (1915-1999). Er hatte ab 1959 an der Leipziger Universität als Professor gewirkt und besetzte von 1960 bis 1968 den dortigen Lehrstuhl für Physikalische Chemie. Mehr als 30 Jahre später, am 2. Dezember 1993, erfolgte die Wiedereröffnung des Instituts unter dem Namen „Institut für Physikalische und Theoretische Chemie“ unter Professor Konrad Quitzsch (geb. 1933). In den Jahren 1990 bis 1993 wurde das Gebäude von Grund auf renoviert und neu ausgestattet

Messow, 1998; Das Physikalisch-Chemische Institut, 1909 
  
Publikationen
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