Informationssystem zu Sammlungen und Museen
an deutschen Universitäten
Diese Anwendung wird nicht mehr gepflegt. Aktuelle Daten können im Portal der Koordinierungsstelle für wissenschaftliche Universitätssammlungen in Deutschland abgerufen werden.

Alle anzeigen
Naturalienkabinett*

Allgemein
BezeichnungNaturalienkabinett*
Besonderer Status*Aufgelöst
UniversitätAlbert-Ludwigs-Universität Freiburg
UniversitätsortFreiburg (Breisgau)
Museums- und SammlungsartNaturgeschichte/Naturkunde
Museums- und SammlungsformHistorische Sammlung
SammlungsschwerpunktBiologie · Botanik · Geologie · Geowissenschaften · Mineralogie · Paläontologie · Petrologie
Externe Links
BeschreibungDas ehemalige Naturalienkabinett der Freiburger Universität wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gegründet. Ursprünglich als universale naturgeschichtliche Sammlung im Stile eines Raritätenkabinetts konzipiert, ging man im 19. Jahrhundert zunehmend zu einer wissenschaftlich-systematischen Sammelpraxis über. Die akademische Lehr- und Schausammlung vereinte Objekte aus den Bereichen Mineralogie, Zoologie und Botanik. Einzelne Teilbestände bildeten im Kontext einer Spezialisierung und Weiterentwicklung der Disziplinen die Grundlage für die Herausbildung inhaltlich, administrativ und räumlich eigenständiger naturkundlicher Sammlungen.
Der thematische Schwerpunkt des Naturalienkabinetts lag von Beginn an auf dem Gebiet der Mineralogie. Hingegen wird die Gründung der Zoologischen Sammlung auf das Jahr 1822 datiert und erst die 1830er Jahre brachten einen Aufschwung für die petrographischen und paläontologischen Bestände. Eine endgültige räumliche Trennung der naturkundlichen Sammlungen erfolgte im Jahre 1886 mit dem Auszug der zoologischen Abteilung aus dem bis dahin gemeinsam genutzten Gebäude des ehemaligen Freiburger Jesuitenkollegs. Das neu bezogene Zoologische Institut wurde 1944 in Folge des Zweiten Weltkrieges komplett zerstört. Der geologisch-paläontologische Bestand überdauerte durch seine Auslagerung während des Krieges den Bombenangriff des 27.11.1944.

Becher, 2007 
  
Bestände
Objektgruppen
Stand der ErschließungEin "Specieller Katalog des academischen Naturalien-Kabinets in systematischer Ordnung" wurde 1817 von Franz von Ittner (1787-1823) zusammengestellt. Er befindet sich heute im Freiburger Universitätsarchiv. 
Bedeutende Teilbestände
  • Privatsammlung Joseph Lambert Baader (1723-1773): Grundstock des Naturalienkabinetts; Mineralien, Petrefakte und Konchylien
  • Privatsammlung Franz Joseph Lipp (1734-1775): Grundstock des Naturalienkabinetts; Mineralien, Konchylien und Pflanzen
  • Sammlung aus dem Kloster St. Blasien: Übernahme 1807
  • Mineralogisch-geologische, petrografische und paläontologische Bestände, darunter:
    • Mineraliensammlung des Mediziners Johann Matthias Alexander Ecker (1766-1829): Ankauf 1821;
    • Sammlung Breisgauischer Mineralien: zusammengetragen durch den Gründer des Naturalienkabinetts Joseph Benedikt Wüllbertz;
    • Sammlung mit Mineralien vom Kaiserstuhl: zusammengetragen durch den Kurator des Naturalienkabinetts Franz von Ittner (1787-1823)
  • Zoologische Bestände, darunter:
    • Insektensammlung: zusammengetragen durch den Gründer des Naturalienkabinetts Joseph Benedikt Wüllbertz;
    • Sammlung des Pfarrers Joseph Martin: Zoologische Präparatesammlung; Zugang 1822; enthielt vorwiegend Vögel und Insekten;
    • Konchyliensammlung der Konstanzer Fürstbischöfe Maximilian Christoph (1717-1800) und Franz Konrad (1706-1775): Übernahme aus dem Bestand des Meersburger Naturalienkabinetts; vorwiegend Doubletten
  • Herbarien
  
Geschichte
Ereignisse
  • 1775 Begründung als akademische Sammlung oder Institution
  • 1886 Beendung als akademische Sammlung oder Institution
Personen
GeschichteDie Gründung des Naturalienkabinetts der Freiburger Universität fiel in eine Zeit des Aufschwunges wissenschaftlich-naturgeschichtlichen Sammelns. Im Jahre 1768 wurde Franz Joseph Lipp (1734-1775) mit einer Professur für Botanik, Chemie und Pharmakologie betraut und gleichzeitig zum Lehrer der Naturgeschichte ernannt. Die Schaffung eines eigenen Lehrstuhls für Naturgeschichte erfolgte jedoch erst 1775. Dieser wurde mit dem ehemaligen Stadtphysikus Joseph Benedikt Wüllbertz besetzt, der sofort mit der Einrichtung einer entsprechenden Lehr- und Schausammlung begann. Den Grundstock der Sammlung bildeten zwei kleinere Privatbestände ehemaliger Universitätsprofessoren. Die Sammlung von Mineralien, Petrefakten und Konchylien stellte ein Vermächtnis Joseph Lambert Baaders (1723-1773) an die Medizinische Fakultät dar. Die andere umfasste ebenfalls Mineralien und Konchylien sowie Pflanzen und war bereits im Rahmen von Collegia privata zu Lehrzwecken eigesetzt worden. Auf Initiative Wüllbertz’ konnte diese Sammlung aus dem Besitz des verstorbenen Franz Joseph Anton Lipp erworben werden. Die Aufstellung der Bestände erfolgte zunächst in einem Raum des ehemaligen Jesuitenkollegs, der heutigen „Alten Universität“ in der Bertholdstraße. Im Jahre 1786 wurde das Naturalienkabinett dann in einen ehemaligen Hörsaal des Universitätsgebäudes am Rathausplatz verlegt, was allerdings 1792 wieder rückgängig gemacht wurde.

Der Bestand des frühen Naturalienkabinetts setzte sich aus Objekten der Stein-, Pflanzen- und Tierwelt zusammen. Die Botanik war zwar in Freiburg seit 1768 durch einen eigenen Lehrstuhl vertreten, und für den Unterricht stand vor allem der Botanische Garten zu Verfügung; möglicherweise verfügte aber auch das Kabinett zur damaligen Zeit schon, wie für das 19. Jahrhundert belegt, über eigene Herbarien. Der Sammlungsschwerpunkt lag jedoch zunächst auf dem Gebiet der Mineralogie, was einem allgemeinen sammlungsgeschichtlichen Trend der Zeit entsprach. Die Wiener Regierung unterstützte den Aufbau des Kabinetts. So erging u.a. ein Befehl an sämtliche Bergämter der Erbstaaten, unentgeltlich Belegexemplare aller anfallenden Mineralien an die Freiburger Universität zu liefern. Joseph Benedikt Wüllbertz bereicherte die Sammlung zudem durch Exemplare aus den vorderösterreichischen Bergwerken. Trotz dieses Schwerpunktes war er jedoch bemüht, eine universale naturgeschichtliche Sammlung zu schaffen. So trug Wüllbertz neben breisgauischen Mineralien auch einheimische Insekten zusammen. Eine nennenswerte Ergänzung der zoologischen Abteilung geschah bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts jedoch nicht. Erst 1822 kam es zur Übernahme einer größeren Anzahl von Tierpräparaten, vorwiegend Vögel und Insekten. Der Pfarrer von Eichsel bei Rheinfelden, Joseph Martin, hatte diese der Universität vermacht. In den 1830er Jahren setzte ein dauerhafter Aufschwung des zoologischen Bestandes ein und ein eigener Konservator wurde angestellt. Anzahl und Vielfalt der Objekte ermöglichten nun vermutlich erstmals eine systematisch-wissenschafliche Aufstellung derselben.

Als Wüllbertz 1795 starb, wurde sein Lehrstuhl für spezielle Naturgeschichte aus Geldmangel nicht neu besetzt. Den Unterricht in diesem Fach sowie die Aufsicht über das Naturalienkabinett übernahm der Professor der Chemie und Botanik Franz Ignaz Menzinger (1745-1830). Eine durch die allgemeinen politischen Ereignisse bedingte finanzielle Notlage der Universität führte in dieser Phase der Sammlungsgeschichte zu einer Stagnation des Bestandsaufbaus. Menzingers Nachfolger wurde Franz von Ittner (1787-1823). Ittner war im Jahre 1807 maßgeblich an der Überführung säkularisierten Klostergutes aus St. Blasien an die Freiburger Universität beteiligt, wodurch der naturgeschichtliche Sammlungsbestand beachtliche Erweiterung erfuhr. Sein Vater, der Regierungskommissar und Universitätskurator Joseph Albert von Ittner (1754-1825), hatte sich nicht nur für den Bestand aus St. Blasien eingesetzt, sondern erreichte auch die Abgabe eines weiteren Konvoluts. In erster Linie waren das Doubletten und weniger wertvolle Exemplare aus dem bedeutenden Meersburger Naturalienkabinett der Konstanzer Fürstbischöfe Maximilian Christoph und Franz Konrad (1706-1775). Bei den Objekten handelte es sich ausschließlich um Konchylien, welche Johann Reinhold Forster (1729-1798) und sein Sohn Georg (1754-1794) von der zweiten Weltumsegelung des Captain Cook (1728-1779) mitgebracht hatten. Einige dieser Exemplare befinden sich noch heute in der Geologischen Sammlung der Universität. Die Übernahme der Bestände nahm Ittner zum Anlass einer kompletten Neuordnung der naturkundlichen Sammlungen, denen er ab 1812 auch als Kurator vorstand. So gilt das Jahr 1812 als die eigentliche Geburtsstunde eines wahrhaft akademischen Naturalienkabinetts.

Die Aufstellung der durch Ittner neugeordneten Naturalien erfolgte abermals im „Alten Universitätsgebäude“ am heutigen Rathausplatz, in einem Saal des oberen Stockwerks mit anliegendem Nebenzimmer. Die folgenden Jahrzehnte brachten durch systematische Erwerbungen sowie zahlreiche Schenkungen und Nachlässe ehemaliger Universitätslehrer, Alumni und externer Gönner eine stete Bereicherung aller Sammlungsteile. Doch auch Ittners Augenmerk war vorzugsweise auf die mineralogischen Objekte gerichtet. Er selbst bereicherte diese Abteilung durch Exemplare vom Kaiserstuhl. Noch kurz vor seinem Tod im Jahre 1821 bewirkte Ittner den Ankauf der „auserlesenen“ Mineraliensammlung des Mediziners Johann Matthias Alexander Ecker (1766-1829). Sein Nachfolger Julius Perleb (1794-1885) konzentrierte sich hingegen verstärkt auf die Mehrung des zoologischen Bestandes. In diesem Zusammenhang wurde im Jahre 1822 erstmals eine Abteilung gesondert aufgestellt. Der reiche Nachlass zoologischer Präparate des Pfarrers Joseph Martin erforderte eine Unterbringung der zoologischen Abteilung im damals neuen Universitätsgebäude, dem ehemaligen Jesuitenkolleg in der Bertholdstraße. In den 1830er Jahren bewirkte das Engagement der Professoren Friedrich Walchner (1799-1865) und Karl Fromherz (1797-1854) dann eine stärkere Bedeutung der petrographischen und paläontologischen Bestände. Wegen Platzmangels zogen im Jahre 1833 auch die mineralogisch-geologischen Sammlungsteile in das ehemalige Jesuitenkolleg um. Das auf diese Weise wiedervereinigte Naturalienkabinett wurde hier jedoch bereits einer klaren räumlichen und zum Teil auch administrativen Trennung seiner zoologischen, mineralogischen und geognostisch-paläontologischen Abteilungen unterzogen. Zu einer abermaligen Trennung und endgültigen Auflösung des Naturalienkabienttes kam es spätestens mit dem Umzug der Zoologie in ein neues Institutsgebäude im Jahre 1886.

Becher, 2007 
ArchivalienUAF A 28/126
UAF A 28/127
UAF A 28/128
UAF A 28//129
UAF A 28//131
UAF A 28//132 
  
Publikationen
Publikationen