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Zentralarchiv der deutschen Volkserzählung

Allgemein
BezeichnungZentralarchiv der deutschen Volkserzählung
UniversitätPhilipps-Universität Marburg
UniversitätsortMarburg
Museums- und SammlungsartEthnologie & Kulturanthropologie
Museums- und SammlungsformSonstige Sammlungsform
SammlungsschwerpunktEthnologie · Europäische Ethnologie · Kulturgeschichte
Externe Links
AdresseSammlungen des Instituts für Europäische Ethnologie/Kulturwissenschaft
Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und Philosophie der Philipps-Universität Marburg
Campus Firmanei
Deutschhausstraße 3
35037 Marburg
ÖffnungszeitenNach Vereinbarung
KontaktProf. Siegfried Becker (Leitung)
becker4@staff.uni-marburg.de
Telefon: +49 (0) 6421 282 4355
BeschreibungIm Bundesland Hessen ist keine volkskundliche Landesstelle eingerichtet. Aufgaben der Regionalforschung und Dokumentation zur Alltagskultur in Hessen sind an das Marburger Institut für Europäische Ethnologie / Kulturwissenschaft übertragen worden. Die vom Institut betreuten Archivbestände umfassen ältere, seit Begründung der Volkskunde als Wissenschaft angelegte Sammlungen, etwa zu hessischen Volksliedern, Hausinschriften, Erhebungen des Atlas der deutschen Volkskunde (ADV), aber auch Materialien neuerer Forschungsprojekte, etwa zu Festen, Kulturveranstaltungen und Vereinskultur in Hessen, Quellen zur privaten Schriftkultur vom 16. bis 20. Jahrhundert (v.a. Haus-, Tage- und Rechnungsbücher), sowie das von Ingeborg Weber-Kellermann (1918-1993) aufgebaute Archiv zur Sozialgeschichte von Familie und Kindheit, zu Bräuchen und zur Interethnik.
In den umfangreichen Beständen des Zentralarchivs der deutschen Volkserzählung sind Erzählungen aus Sammlungen des 19. und 20. Jahrhunderts transkribiert und sowohl regional als auch nach Motiven erschlossen; Varianten der Märchen sind nach dem international gültigen Verzeichnis von Antti Amatus Aarne (1867-1925) und Stith Thompson (1885-1976) (AaTh) verzeichnet, Sagen, Legenden, Schwänke und Alltagserzählungen nach einem eigenen Marburger Index.
Website des Archivs 
  
Bestände
Objektgruppen
Bedeutende TeilbeständeEs gibt keine Informationen zu Teilbeständen.
  
Geschichte
Ereignisse
  • 1936 Begründung als akademische Sammlung oder Institution
Personen
GeschichteDas „Zentralarchiv der deutschen Volkserzählung“ wurde 1936 in Berlin als so genannte „Hauptstelle für deutsche Erzählforschung“ und Abteilung des „Atlas der deutschen Volkskunde“ gegründet. Für den Aufbau der Sammlung wurde das bereits eingerichtete System der volkskundlichen Landesstellen des ADV genutzt, wo bereits umfangreiche regionale Sammlungen vorlagen. Erster Leiter des Zentralarchivs wurde Gottfried Henßen (1889-1976). Neben ihm war vor allem sein Assistent Heinz Diewerge mit dem Aufbau der Sammlung betraut. Gleichzeitig war Diewerge auch Lektor der „Reichsstelle zur Förderung des deutschen Schrifttums“ und der „Parteilichen Prüfungskommission zum Schutze des NS-Schrifttums“ sowie Leiter der „Fachschaft Volkskunde“ im „Amt Wissenschaft“ der Reichsstudentenführung. 1938 musste Henßen als Ergebnis eines Machtkampfes zwischen dem „Amt Rosenberg“ und dem „SS-Ahnenerbe“ sein Amt aufgeben, wobei das Zentralarchiv dem „Ahnenerbe“ zufiel. Neuer Leiter der in „Lehr- und Forschungsstätte für Märchen- und Sagenkunde“ umbenannten Sammlung wurde Heinrich Harmjanz (1904-1994), Amtschef des Ministeriums Rust. Als offizielle Aufgabe des Archivs wurde nun die Erfassung und Vermittlung des „germanischen Erbes“ bezeichnet. In dieser Zeit erfuhr die Sammlung nur noch geringe Erweiterung und wurde 1943 wegen der Bombenangriffe auf Berlin nach Weischenfeld bei Bayreuth ausgelagert.
Bereits kurz nach Kriegende, am 25. Juni 1945, bemühte sich der ehemalige Archivleiter Henßen bei den amerikanischen Militärbehörden schriftlich um die Überführung des Bestandes nach Marburg, wobei er erstmals den Namen „Archiv für Volkskunde“ verwendete. 1951 wurde Henßen an der Marburger Universität zum Honorarprofessor ernannt und erweiterte dort mit einer großen Anzahl von Schülern die Sammlung unter dieser neuen Bezeichnung. Die Volkskunde selbst war seit der Auflösung des „Kurhessischen Landesamts für Volkskunde“ 1945 in Marburg nicht mehr vertreten gewesen. Erst 1959, mit der Berufung Gerhard Heilfurths (1909-2006) nach Marburg und der Gründung seines „Instituts für mitteleuropäische Volksforschung“, erhielt das Fach eine sozialwissenschaftlich-kulturanthropologisch fundierte und international orientierte Perspektive. Die Sammlung wurde dabei als „Zentralarchiv der deutschen Volkserzählung“ in das neue Institut eingebunden. Danach hat keine wesentliche Erweiterung der Sammlung mehr stattgefunden. Insgesamt war die Zahl der Belege in den ersten beiden Jahrzehnten seit Gründung des Zentralarchivs im Jahre 1936 auf etwa 20.000 angewachsen. Die aus Sammlungen des 19. und 20. Jahrhunderts transkribierten Belege spiegeln somit die Methodologie und Forschungsansätze der Volkskunde in den 1930er und 1950er Jahren wieder.
1989 wurde Dr. Siegfried Becker (geb. 1958) die Betreuung der Institutssammlungen übertragen. Damals war das Zentralarchiv nach der Pensionierung seines Kustos' Joachim Schwebe verwaist und sollte erst 1992 mit dem Einzug in das neue Institutsgebäude, zusammen mit dem von Ingeborg Weber-Kellermann (1918-1993) aufgebauten Bild- und Textarchiv zur Familien- und Kindheitsforschung und den seit 1978 magazinierten Beständen zur hessischen Regionalforschung, wieder zugänglich aufgestellt werden.
Becker, 2005 
  
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