Alle anzeigenWossidlo-Archiv am Institut für Volkskunde
Allgemein
Bezeichnung | Wossidlo-Archiv am Institut für Volkskunde |
Universität | Universität Rostock |
Universitätsort | Rostock |
Museums- und Sammlungsart | Ethnologie & Kulturanthropologie |
Museums- und Sammlungsform | Forschungssammlung |
Sammlungsschwerpunkt | Ethnologie · Europäische Ethnologie · Philologie |
Externe Links | |
Adresse | Universität Rostock Philosophische Fakultät Institut für Volkskunde (Wossidlo-Archiv) Am Reifergraben 41 18055 Rostock |
Öffnungszeiten | Nach Vereinbarung |
Kontakt | Dr. Christoph Schmitt christoph.schmitt@uni-rostock.de Telefon: +49 (0) 381 498 1051 |
Beschreibung | Herzstück des Nachlasses von Richard Wossidlo (1859-1939) ist sein Feldforschungsarchiv, d.h. eine zwei Millionen Belege umfassende Zettelsammlung. Das von 1883 bis 1939 mit mehreren hundert Helfern aus vielen Regionen Mecklenburgs zusammengetragene Archiv dokumentiert in territorialer Geschlossenheit und systematischer Ordnung Bräuche, Volkserzählungen (Sagen, Legenden, Märchen, Schwänke, Sprichwörter, Redensarten usw.) und Volkslieder. Es wurden Flurnamen erfasst, Beobachtungen über das Tier- und Pflanzenleben wiedergegeben, es gibt Hinweise über Nahrungs-, Kleidungs- und Wohnformen sowie das Arbeitsleben und Arbeitsgerät der Bauern, Tagelöhner, Seefahrer, Fischer und Handwerker. Auch Leben der Kinder ist zum Teil dokumentiert. Wossidlo selbst befragte über 5.000 Erzählerinnen und Erzähler. Die Aufzeichnungen sind zumeist in Niederdeutsch und wurden von ihm etwa 30.000 Kategorien zugeordnet. Analoge fachwissenschaftliche Exzerpte ermöglichen den überregionalen Vergleich. Ebenso bewahrt die Sammlung die Synonymik der Landschaftssprache, weshalb sie dem Mecklenburgischen Wörterbuch als Quellengrundlage diente. Hierfür zog Wossidlo seine Zettelsammlung aus und schuf ein weiteres, etwa 500.000 Abschriften umfassendes Zettelsystem in alphabetischer Ordnung. So vermittelt Wossidlos Sammlung in volkskundlicher wie in sprachwissenschaftlicher Hinsicht ein einzigartiges Bild der agrarisch, maritim bzw. kleinstädtisch geprägten Kultur und Lebensweise des Mecklenburgers aus der Zeit des gesamten 19. Jahrhunderts bis zum ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Zum Nachlass Wossidlos gehören außerdem eine umfassende Korrespondenz mit seinen Helfern und mit der Gelehrtenwelt, seine persönlichen Dokumente, weitere Sammelunterlagen und seine volkskundliche Spezialbibliothek (siehe Fachbibliothek Volkskunde). |
Stand der Informationen | August 2013 |
Bestände
Objektgruppen |
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Stand der Erschließung | Mit Mitteln der DFG und des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe wird die Sammlung Wossidlos zurzeit digitalisiert und sicherheitsverfilmt und demnächst mit dem digitalen Archivsystem WossiDiA über das Internet frei zugänglich gemacht. Weitere Infos auf der Projektseite "WossiDiA - Das digitale Wossidlo-Archiv" |
Bedeutende Teilbestände | Es gibt keine Informationen zu Teilbeständen. |
Geschichte
Personen | |
Geschichte | Das Institut für Volkskunde ist aus dem Nachlass Richard Wossidlos (1859-1939), des Begründers der Volkskunde Mecklenburgs, hervorgegangen. Wossidlo schuf eine volkskundliche Sammlung für ganz Mecklenburg, die bis heute im deutschen Sprachraum unübertroffen ist. Ihr Wert liegt in der zentralen Erfassung des mündlichen Repertoires der Mecklenburger, das Wossidlo von 1883 bis 1939 selber vor Ort oder mit vielen Helfern zusammentrug. Seine plattdeutschen Aufzeichnungen, die quellenkritischen Maßstäben bis heute weitgehend standhalten, dienten zugleich dem Mecklenburgischen Wörterbuch als Materialgrundlage. 1929 wurde eine Wossidlo-Stiftung ins Leben gerufen. Mitglied ihres Kuratoriums war der Rostocker Studienrat Dr. Paul Beckmann (1888-1962), der in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts als Sprach- und Sagenforscher mit Wossidlo eng zusammenarbeitete. Auf sein Betreiben wurde der geistige Nachlass Wossidlos, der während des Krieges im Schweriner Schloss eingelagert war, 1952 in die Hansestadt überführt. Die zwei Millionen Belege umfassende Zettelsammlung Wossidlos und dessen volkskundliche Bibliothek schufen so die Grundlage der am 4. Mai 1954 gegründeten Wossidlo-Forschungsstelle. Sie war als Außenstelle dem Institut für deutsche Volkskunde, der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin zugeordnet und betreute fortan die drei Nordbezirke der DDR (Schwerin, Rostock, Neubrandenburg). Die Arbeit der 1929 am Institut für Germanistik der Universität Greifswald gegründeten volkskundlichen Landesstelle war im Grunde schon im Krieg mit dem Tod Karl Kaisers (1906-1940) zum Erliegen gekommen. Von 1959 bis 1975 übernahm Dr. Karl Baumgarten (1910-1989), ehemaliger Schüler Wossidlos, die Leitung. Seine Forschungen zum niederdeutschen Hallenhaus, für die er das Archiv zur ländlichen Volksarchitektur Mecklenburgs zusammentrug, wurden international bekannt. Nachfolger wurde der Germanist Prof. Dr. habil. Ulrich Bentzien (1934-1987), der durch vielseitige Forschungen, besonders in der Agrarethnographie, der Lied- und Rätselforschung und auf diversen Gebieten der Volkskunde Mecklenburgs und Vorpommerns ausgewiesen war. Von 1988 bis 1999 stand Dr. Siegfried Neumann (geb. 1934) der Einrichtung vor, der sich vor allem als Erzähl- und Sprichwortforscher internationalen Ruf erworben hatte. Mit dem Zusammenbruch der Akademie verlor die Forschungsstelle ihre institutionelle Zuordnung, die erst 1999 mit der Eingliederung in die Universität Rostock wiedergewonnen wurde. Zwischenzeitlich wurde die Einrichtung unmittelbar vom Land finanziert und auf Initiative von Prof. Rolf Wilhelm Brednich (geb. 1935) (Universität Göttingen) in ein Drittmittelprojekt der Göttinger Akademie der Wissenschaften eingebunden. Am 1. Januar 1999 wurde die Forschungsstelle in die Universität Rostock integriert. Die Leitung der nun vermehrt auch Lehraufgaben und öffentliche Dienstleistungen umfassenden Institution hat seit 1999 der Volkskundler Dr. Christoph Schmitt (geb. 1956) übernommen. Im März 2000 wurden die Archiv- und Bibliotheksbestände der ehemaligen Arbeitsstelle des Mecklenburgischen Wörterbuchs übernommen. Dr. Christoph Schmitt |
Publikationen
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