Alle anzeigenOrientalisches Münzkabinett
Allgemein
Bezeichnung | Orientalisches Münzkabinett |
Universität | Friedrich-Schiller-Universität Jena |
Universitätsort | Jena |
Museums- und Sammlungsart | Geschichte & Archäologie |
Museums- und Sammlungsform | Lehr- und Forschungssammlung |
Sammlungsschwerpunkt | Geschichtswissenschaft · Historische Hilfswissenschaften · Numismatik · Orientalistik |
Externe Links | |
Adresse | Seminar für Orientalistik Zwätzengasse 4 07745 Jena |
Kontakt | Telefon: +49 (0) 3641 9 44 850 Prof. Stefan Heidemann (Beratung) stefan.heidemann@uni-hamburg.de Telefon: +49(0) 40 42838 3181 Prof. Frank Weigelt frank.weigelt@uni-jena.de Telefon: +49(0) 3641 9 44851 |
Beschreibung | Das Orientalische Münzkabinett der Universität Jena ist die drittgrößte öffentliche deutsche Sammlung orientalischer Münzen und umfasst heute über 21.000 Objekte. Im 19. Jahrhundert stellte das Orientalische Münzkabinett ein in seiner Art wohl einzigartiges Zentrum für Islamische Numismatik an einer deutschen Universität dar. Ihre Sammlung bildete eine der Grundlagen für diesen Wissenszweig. Bis kurz nach dem Ersten Weltkrieg bestand es in Personalunion mit dem Orientalischen Seminar. Nach siebzigjähriger Vakanz wurde im Jahr 1994 in Jena wieder ein Lehrstuhl für Semitische Philologie und Islamwissenschaft eingerichtet. Seitdem wird das Orientalische Münzkabinett als historisches Forschungsinstrument wieder aufgebaut. Neben den Münzen umfasst die Sammlung ebenfalls christlich-orientalische Bleisiegel. Website der Sammlung |
Stand der Informationen | April 2009 |
Bestände
Objektgruppen |
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Stand der Erschließung | Die Objekte der Sammlung sind teilweise erfasst. Davon finden sich 10.000 in einer internen Datenbank, 7.000 davon sind voll erfasst, 3.000 Objekte sind nur mit rudimentären technischen Daten vorhanden, weitere 1.500 liegen in Katalogpublikationen vor: - Sylloge der Münzen des Kaukasus und Osteuropas im Orientalischen Münzkabinett Jena, bearbeitet von Tobias Mayer mit Beiträgen von Stefan Heidemann und Gert Rispling (Orientalisches Münzkabinett Jena 1), Wiesbaden 2005. - S. Heidemann und C. Sode: Christlich-orientalische Bleisiegel im Orientalischen Münzkabinett Jena (Christian-Oriental Lead Seals in the Oriental Coin Cabinet). In: Aram 11-12 (1999-2000), p. 533-593. Die Erfassung erfolgt kontinuierlich seit 1998. Etwa 2.100 Objekte liegen als digitale Aufnahmen vor. Der Fortschritt der Digitalisierung hängt mit den mit der Sammlung verknüpften Forschungsprojekten zusammen (Stand: April 2009) |
Bedeutende Teilbestände |
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Geschichte
Ereignisse |
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Geschichte | Die Geschichte der orientalischen Numismatik in Jena ist älter als die Sammlung selbst. Im gleichen Jahr als Goethe nach Weimar kam, im Jahr 1775, hielt Johann Gottfried Eichhorn (1752-1827) seinen Habilitationsvortrag als neu berufener Professor für Theologie und orientalische Sprachen über die Anfänge des arabischen Münzwesens. Ab 1781 gab er posthum die "Briefe über das Arabische Münzwesen" von Johann Jakob Reiske (1716-1774) heraus. Es ist der erste Versuch eines Handbuch zur Islamischen Numismatik und eines der frühesten Veröffentlichungen zur Islamischen Numismatik und das erste in deutscher Sprache. Die Gründung des Großherzoglichen Orientalischen Münzkabinetts im Jahr 1840 steht sowohl im engen Zusammenhang mit der Neuorientierung der Orientalistik in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts als auch mit der Kultur am Weimarer Hof. Eine äußerst günstige personelle Konstellation erlaubte den Ankauf der ersten Sammlung orientalischer Münzen. Der Gründer, der Theologe und Orientalist Johann Gustav Stickel (1805-1896) hatte in Jena und in Paris studiert und war der neuen philologisch ausgerichteten Orientalistik verpflichtet. Erste Anregungen sich mit Sigillographie und Numismatik zu beschäftigen erhielt Stickel durch eine gelegentliche Anfrage des Weimarer Staatsministers von Goethe. Unter dessen Einfluss war am Weimarer Hof eine Aufgeschlossenheit gegenüber allem orientalischen entstanden, zu nennen sind vor allen die Großherzogin und Zarentochter Maria Pawlowna (1786-1859), ihr Mann Carl Friedrich (1783-1853) sowie der Prinzenerzieher und der Freund Goethes Frédéric Soret (1795-1865). Als sich im Jahr 1839/40 die Möglichkeit bot, eine bedeutende Sammlung zu erwerben, trug der Jenaer Professor Johann Gustav Stickel am Weimarer Hof vor. Jene Sammlung von über 1.500 Exemplaren gehörte dem Herrnhuter Missionar Heinrich August Zwick (1796-1855). Sie war in Russland an der Wolga zusammengetragen worden. Die Sammlung entsprach sowohl dem Interesse des Hofes am Orient als auch an russischer Geschichte. Carl Friedrich kaufte sie und stellte sie Stickel für seine Forschungen zur Verfügung. Maria Pawlowna wurde zur persönlich engagierten Mäzenatin. Frédéric Soret schrieb das entscheidende Gutachten und erwarb sich ebenfalls große Verdienste um die Mehrung der Sammlung. 69 Jahre lang war Stickel in Jena Dozent und Professor für orientalische Sprachen und Literatur an der Universität Jena, von 1827 bis zu seinem Tod 1896. Neben seinen theologischen und philologischen Studien entwickelte er ein Spezialinteresse, das ihn aus der Orientalistik seiner Zeit hervorhebt: die Islamische Numismatik. Stickels wichtigstes Werk ist das in zwei Teilen 1845 und 1870 erschienene "Handbuch zur Morgenländischen Münzkunde". In vielen Aspekten waren beide Teile wegweisend für die Katalogisierung orientalischer Münzen. Das Fach der Orientalistik emanzipierte sich in den dreißiger, vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts von der Theologie und entwickelte sich zu einer sprachwissenschaftlichen Philologie, die sich als eine ihrer ersten Aufgaben die Quellenerfassung setzte. Islamische Münzen können bis zu 150 Worte Text beinhalten und informieren über Ort und Datum der Herstellung sowie darüber, wer zum Zeitpunkt ihrer Prägung herrschte. Als politische Urkunden und Beweis ausgeübter Herrschaft kam ihnen die gleiche staatsrechtliche Qualität wie der Nennung der Herrscher in den Freitagspredigten zu. Die von Stickel aufgebaute Sammlung stellt auch heute noch eine nicht ausgeschöpfte Quellensammlung zur Geschichte des Vorderen Orients dar. Nach dem Weggang des letzten Direktors des Orientalischen Seminars im Jahr 1919 blieb das Großherzoglich Orientalische Münzkabinett für über sieben Jahrzehnte wissenschaftlich verwaist. Die bedeutendste einzelne Akzession stellte der Ankauf der Soretschen Sammlung im Jahr 1866 dar. Frédéric Soret war sein Leben lang freundschaftlich mit dem Haus Sachsen-Weimar und Eisenach sowie mit Stickel verbunden. Er hinterließ mit über 5.500 Münzen die größte Privatsammlung islamischer Münzen seiner Zeit. Das kunsthistorisch wohl bedeutendste und bis heute am meisten zitierte Exemplar der ganzen Sammlung ist der Gold-Dinar des Jahres 77 der Hidschra/696 n. Chr. Er steht an der Schnittstelle zur Arabisierung von Münzwesen und Verwaltung, die aus dem ehemals byzantinischen Gebiet unter der Herrschaft von Beduinen erst einen arabisch-islamischen Staat formte. Die Münzgestaltung ist noch dem byzantinischen Konzept verhaftet, obwohl die Legenden arabisch sind und statt eines byzantinischen Kaisers der Kalif selbst abgebildet ist. Der zahlenmäßig größte Teil der Soretschen Sammlung wurde im Jahr 1939 an das großherzogliche Haus zurückgegeben, da sie zum Privatvermögen der Familie gehörte. Seit 1994 hat die Wiederherstellung der Sammlung als wissenschaftliches Arbeitsinstrument begonnen. In diesem Jahr wurde die Semitische Philologie und Islamwissenschaft in Jena mit Prof. Dr. Norbert Nebes besetzt. Zu diesem Zeitpunkt bestand die Sammlung nach der Abgabe der Soretschen Münzen und anderen Verlusten des 20. Jahrhunderts nur noch aus 8.950 numismatischen Objekten ohne Bestimmungen und ohne Dokumentation. Das 1942 fortgegebene Archiv konnte 1997 wieder an die Universität zurückgeholt werden. Inzwischen ist ein Teil der Sammlung inventarisiert und neu bestimmt. Im Jahr 1998 wurde die Sammlung des Münchner Numismatikers Peter Jaeckel (1914-1996) erworben. Danach kamen in rascher Folge zahlreiche weitere großzügige Schenkungen ausschließlich von privater Seite hinzu. Die Sammlung umfasst heute wieder einen Bestand von über 15.000 Exemplaren. Website der Sammlung |
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