Alle anzeigenMineralogisch-petrographische Sammlung
Allgemein
Bezeichnung | Mineralogisch-petrographische Sammlung |
Universität | Universität Leipzig |
Universitätsort | Leipzig |
Museums- und Sammlungsart | Naturgeschichte/Naturkunde |
Museums- und Sammlungsform | Lehr- und Forschungssammlung |
Sammlungsschwerpunkt | Geowissenschaften · Lagerstättenkunde · Mineralogie · Petrologie |
Externe Links | |
Adresse | Universität Leipzig
Institut für Mineralogie, Kristallographie und Materialwissenschaft Scharnhorststraße 20 04275 Leipzig |
Öffnungszeiten | Führungen durch die Sammlung sind nach Vereinbarung möglich. |
Kontakt | Prof. Gert Klöß kloess@uni-leipzig.de Telefon: +49 (0) 341 9736270 |
Beschreibung | Die Mineralogisch-Petrographische Sammlung wurde 1809 gegründet, jedoch durch Bombardierungen am 4.12.1943 größtenteils zerstört. Die erhaltenen Bestände sowie umfangreiche Neuanschaffungen nach 1945 erlaubten einen Neuaufbau, jedoch ohne festen Sammlungsraum. Durch die umfangreiche Restaurierung und Neugestaltung des Gebäudes in der Scharnhorststraße 20, das 1961 in den Besitz der Universität Leipzig überging, kann nun Mitte 2011 im 1. Obergeschoss eine moderne, an Rohstoffen, biomineralisch und technisch-mineralogisch orientierte Sammlung eröffnet werden. Dieser Sammlungsraum wird durch Schaustücke und Objekte der systematischen Mineralogie in Vitrinen in den Aufgängen sowie Fluren und im ebenfalls neuen Hörsaal ergänzt. Die für Lehre und Forschung eingesetzte Sammlung umfasst über 12.000 Mineralstufen, 3500 Gesteinshandstücke, 1000 lagerstättenkundliche Belege und mehr als 200 Stücke zur technischen Mineralogie, deren Exponate auch für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Der Einsatz der Sammlung in der Lehre erfolgt in Bachelor- und Mastermodulen Chemie, in der Ausbildung von Lehramtskandidaten sowie in Schlüsselqualifikationsmodulen. Neu installierte zerstörungsfreie Methoden ermöglichen die verstärkte Einbeziehung der Sammlungsproben in laufende Forschungsvorhaben. |
Stand der Informationen | August 2015 |
Bestände
Objektgruppen |
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Relevanz | Referenzmaterial |
Stand der Erschließung | Handschriftlicher Katalog mit 13.600 Inventar-Nummern; digitale Erfassung in Bearbeitung (mit Abbildungen) |
Bedeutende Teilbestände |
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Geschichte
Ereignisse |
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Personen |
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Geschichte | Die Sammlung wurde 1809 durch umfangreiche, größtenteils private Stiftungen anlässlich des 400-jährigen Universitätsjubiläums begründet. In den Folgejahren wurde sie durch weitere Eingänge beträchtlich vergrößert. Dazu gehörten beispielsweise die Schenkungen des Professors Gottfried August Arndt (1748-1819), des Dr. med. Johann Georg Rohatzsch (1763-1834) aus Freiberg, das Vermächtnis des Dr. Johann Karl Gehler (1732-1796) sowie eine Sammlung von Mineralien und Gebirgskarten, welche von den königlichen Bergämtern übergeben worden war. Im Jahre 1815 verfügte die Sammlung bereits über 3.000 mineralogische, 300 geologische und 459 paläontologische Objekte. „1827 erhielt die Sammlung einen kleinen Zuwachs durch eine von dem königl. Oberbergamte geschenkte Sammlung von Mineralien und Hüttenprodukten, sowie durch eine abermalige Spende des Dr. Rohatzsch.“ Eine sehr große Bereicherung stellte die Schletter-Lacarrièresche Sammlung, ein Vermächtnis des Kaufmanns Jean Henry Lacarrière, dar, dessen umfangreiche Mineraliensammlung mit dem dazugehörigen Mobiliar 1836 von seiner Witwe an die Universität übergeben und durch Professor Eduard Pöppig (1798-1868) übernommen worden war. Dieser war zwei Jahre zuvor zum Aufseher über die neu gegründeten naturgeschichtliche Sammlung der Universität ernannt worden, die seit dem 9. September 1836 in der ehemaligen Universitätsbibliothek im Mittelbau des Leipziger Paulinums untergebracht war und nun als Naturhistorisches Museum bezeichnet wurde. „Aus den bereits durch frühere Schenkungen erlangten Mineralien und aus machen minder wertvollen Doubletten der Schletter-Lacarrièreschen Sammlung wurde durch den damaligen Bergwerkscandidaten Hallbauer eine bei den Vorträgen zu benutzende Studiensammlung zusammengestellt, während der Hauptstamm der letzteren Sammlung abgesondert aufgestellt blieb“. Im Jahre 1842 wurde der Leipziger Lehrstuhl für Mineralogie und Geognosie geschaffen und dem aus Freiberg berufenen Professor Carl Friedrich Naumann (1797-1873) übertragen. Dieser übernahm 1843 zunächst die mineralogische Studiensammlung „nebst den vorhandenen Vorräthen an geognostischen Stücken, wogegen die Schletter-Lacarrièresche Sammlung“ aus Platzgründen noch in den Sälen des Naturhistorischen bzw. nun Zoologischen Museums verbleiben musste. Erst 1846 war es möglich, den gesamten, seit 1843 erneut angewachsenen geowissenschaftlichen Bestand in zwei Zimmern über dem anatomischen Präpariersaal und in einem benachbarten Reservesaal der Bibliothek gemeinsam aufzustellen. Im Jahre 1847 war das neue Mineralogischen Museum vollständig eingerichtet und in vier Abteilungen gegliedert: I. Die Studiensammlung, „d. h. kleinere und übersichtliche, aus besonders instructiven Stücken bestehend, Sammlungen, welche den Studirenden bei dem Vortrage zur freien Besichtigung dienen, und zwar: 1) eine mineralogische, bestehend aus a) einer kleinen Krystallsammlung, b) einer mineralogischen Kennzeichensammlung über die nicht krystallographischen Eigenschaften, c) einer systematischen Mineraliensammlung; 2) eine geognostische, bestehend aus a) einer petrographischen Sammlung, b) einer paläontologischen Sammlung und c) einer systematischen Formationssammlung. II. Schausammlungen, d. h. größere Sammlungen, welche bei den allgemeinen Vorträgen nicht unmittelbar zu freien Besichtigung gelangen, obwohl ihre besonders instructiven Stücke dabei mit benutzt werden, und zwar: 1) die Schletter-Lacarrièresche Mineraliensammlung, 2) eine größere geognostische Formationssammlung. III. Separatsammlungen, d. h. unter der Bedingung, daß sie für sich aufgestellt bleiben sollen, geschenkte Suiten. IV. Vorräthe; ältere oder neu eingegangene Sachen, welche noch nicht in eine der ad. I. und II. aufgeführten Abteilungen eingeordnet sind.“ Unter Naumanns Leitung erfuhren die Sammlungen in den folgenden Jahren eine kontinuierliche und beachtliche Erweiterung. 1856 erfolgte ein erneuter Umzug des Museums in den ersten Stock eines Neubaus in der Universitätsstraße. „Die neuen Locale, welche aus zwei Sälen, einem Auditorium, einem Arbeitszimmer, einem Vorzimmer und einer Kammer“ bestanden, waren zwar schlecht beleuchtet, dafür aber boten sie ausreichenden Raum zu einer zweckmäßigen Aufstellung der Bestände. Im Sommer 1857 war das Museum wie folgt aufgeteilt: Im Auditorium standen die Mineralogische Studiensammlung und die Petrographische Sammlung. Im Arbeitszimmer befanden sich „die kleine Krystallsammlung, der Schrank mit den wissenschaftlichen Apparaten und die v. Römersche Mineraliensammlung.“ Im Vorzimmer waren „zwei Schränke, von denen der eine die von der zoologischen Reichsanstalt zu Wien geschenkten Pflanzenabdrücke, der andere […] diverse Vorräthe, besonders die durch Prof. Naumann von seiner italienischen Reise mitgebrachten Sachen“ enthielt. „Im vorderen Saale [waren] die geognostischen Schausammlungen in zwei Doppelreihen von Schränken, ferner die geognostische Studiensammlung und die Petrefactensammlung aufgestellt. Der hintere Saal [enthielt] die Schletter-Lacarrièresche Mineraliensammlung in zwei Doppelreihen von Schränken, die Petzholdtsche Separatsammlung und mehrere Schränke mit Vorräthen. In der Kammer endlich [befand] sich ein alter Schrank mit zurückgesetzten Vorräthen“. Im Jahre 1874 zogen das Institut und seine Sammlungen aus dem ersten Stock des Hauses in der Universitätsstraße 18 in ein neu eingerichtetes Gebäude in der Talstraße 35 um. Bei der Amtsübergabe an Friedrich Rinne (1863-1933) im Jahre 1909 wurde der Gesamtbestand der Sammlungen mit 51.280 Nummern beziffert. 1916 erfolgte ein nochmaliger Umzug in die gegenüberliegende ehemalige Taubstummenanstalt Talstraße 38. Rinnes Nachfolger Karl-Hermann Scheumann (1881-1964) erweitert nach seinem Amtsantritt im Jahre 1928 vor allem die petrographischen Sammlungen. Er stellte 1935 die Schausammlung neu auf und ergänzte sie durch einen vulkanologischen und einen regionalen Teil sowie eine Edel- und Schmucksteinsammlung und eine technisch-mineralogische Abteilung. Am 04. Dezember 1943 wurden bei einem Bombenangriff das Institut und nahezu sämtliche Sammlungen vernichtet. Bis Ende 1946 konnten noch die Weikertsche Mineraliensammlung mit über 5.000 Mineralen aus aller Welt, die auch heute noch den umfangreichsten in sich geschlossenen Bestand verkörpert, und die Seidelsche Mineralsammlung mit über 600 Belegen aus Sachsen erworben werden. Somit führte allein die Vision eines baldigen Neubeginns zum bisher größten Sammlungswachstum nach dem Zweiten Weltkrieg. Mit der Berufung von H. Neels (1913-2002) im Jahre 1960 war zunächst auch ein Aufschwung für die Sammlungen verbunden. Mit dem Neubezug des derzeitigen Institutsgebäudes Scharnhorststraße 20 im Jahre 1963 erhielten auch die Sammlungen in dessen Kellerräumen einen angemessenen Aufbewahrungsort, der sowohl eine ständige Ausstellung als auch die weitere wissenschaftliche Bearbeitung des umfangreichen Materials ermöglichte. In diese Jahre fiel auch der Erwerb der aus über 1.000 Mineralen bestehenden Privatsammlung von F. Lösche, eines am Institut beschäftigten technischen Assistenten. Einen tiefen Einschnitt, nicht nur für die Leipziger Geowissenschaften, bedeutete die 3. Hochschulreform der DDR von 1968, in deren Folge das Hauptfach Mineralogie an den Universitäten abgeschafft und in Leipzig statt dessen das Kristallographiestudium eingeführt wurde. Das Fehlen eines Sammlungsbeauftragten, die Auslagerung eines Großteils der Sammlung in ein mangelhaftes Depot außerhalb des Institutsgebäudes sowie unzureichende Sicherheit führten zu erheblichen Verlusten und zu einer drastischen Verschlechterung des Ordnungszustandes. Erst mit der Schaffung einer Kustodenstelle im Jahre 1979 konnte diese verhängnisvolle Entwicklung gestoppt werden. Die Neubewertung des Studienfaches Mineralogie an der Universität Leipzig mit der politischen Wende 1990 bedeutete auch für die Sammlungen einen Aufschwung. Seit Anfang 1995 wurden sie in einem neu errichteten elektrisch beheizbaren Containerverbund hinter dem Institutsgebäude untergebracht. Damit wurde eine über zwanzigjährige räumliche Trennung der Sammlung überwunden und ihre weitere wissenschaftliche Erschließung wesentlich gefördert. Website des Instituts; Das mineralogische Museum, 1858; Zoologisches Museum; 1858 |
Archivalien | C.F. Naumann, Inventarium über den Bestand des Mineralogischen Instituts am Ende des Jahres 1870. Universitätsarchiv Leipzig |
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