Show allTheodor Ziehen (1862-1950)
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Info | Psychologe, Arzt, Psychiater und Philosoph |
PND | 116988258 Name Authority File |
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Am 12. November 1862 wurde Georg Theodor Ziehen in Frankfurt am Main als erstes von drei Kindern geboren. Sein Vater Eduard Ziehen war als Schriftleiter einer literarischen Unterhaltungsbeilage bei der Frankfurter Postzeitung. Dieser verlor jedoch seine Anstellung, als 1866 nach dem Preußisch-Österreichischen Krieg diese Zeitung aus politischen Gründen geschlossen wurde. Die Familie musste vom kärglichen Einkommen seines Vaters Eduard als Privatlehrer leben. Auch die Aufnahme junger Ausländer in sein Haus erbrachte ein kleines Zubrot. Schon als Schüler der Musterschule und später des Städtischen Gymnasiums beschäftigte sich Theodor Ziehen mit den Werken Arthur Schopenhauers und Immanuel Kants. Schon 18?? entschloss er sich Philosoph zu werden. Jedoch waren die Geldmittel zu knapp für die Aufnahme eines Philosophiestudiums. Er bekam stattdessen ein Stipendium der Reformierten Gemeinde in Frankfurt aufgrund seiner guten Leistungen. Allerdings gab es dieses Stipendium nur für ein Studium der Medizin. So ging Theodor Ziehen zunächst für vier Semester nach Würzburg und nach bestandenem Physikum nach Berlin, um Medizin zu studieren. Während des Medizinstudiums beschäftigte er sich mit den Werken von David Hume, Spinoza, Platon und George Berkeley. Die Psychiatrie als Spezialfach wählte er wohl, um sich offiziell philosophisch beschäftigen zu können. Jedoch war er auch empirisch an der Medizin interessiert. So studierte er in Berlin intensiv Hirnanatomie und Hirnphysiologie und hörte noch Mathematik und theoretische Physik. Ende 1884 starb sein Vater und im Jahr darauf seine Mutter. Ziehen musste schnell beruflich tätig werden, um ein Auskommen zu haben. Schon im neunten Semester legte er seine Dissertation ab und trat als Volontärarzt seine erste Stelle in einer Privatirrenanstalt in Görlitz an. Schon bald wurde Otto Binswanger auf ihn aufmerksam und bat ihn 1886 zu ihm nach Jena als Oberarzt zu kommen und sich bei ihm zu habilitieren. In Jena war es dann Theodor Ziehen, der als Oberarzt den am 18. Januar 1889 eingelieferten Friedrich Nietzsche hauptsächlich behandelte. 1900 erhielt er einen Ruf als Ordinarius der Psychiatrie nach Utrecht. Dort richtete er sich ein eigenes psychologisches Labor ein. Ab 1903 war er Professor an der Universität Halle und von 1904 bis 1912 an der Universität Berlin als Ordinarius in Berlin an der neuerbauten Psychiatrischen und Nervenklinik der Charité. Sein Nachfolger an der Charité wurde Karl Bonhoeffer. An dieser zum Teil noch nicht bezogenen Klinik hatte er neben seiner ärztlichen Tätigkeit – er hatte auch schon eine sehr große Zahl von Privatpatienten – viel Organisationsarbeit zu leisten neben Lehrverpflichtungen, Einrichtungen der Labors und vieles mehr, so dass er das Gefühl hatte, „in die Psychiatrie endgültig eingesperrt zu werden“, so August Herbst. Auch nach den Ausführungen Karl Leonhards hatte Ziehen es in seiner Zeit an der Berliner Charité schwer. So reifte in ihm der Entschluss, sich „ganz in die Einsamkeit und in die Philosophie zurückzuziehen“. Er kaufte sich eine kleine Villa in Wiesbaden und zog 1912 mit seiner Frau und seinen drei Kindern dorthin. Nach einigen Jahren als Privatgelehrter in Wiesbaden nahm er 1917 einen Ruf auf einen philosophischen Lehrstuhl in Halle an, wo er neben Psychologie auch Geschichte der Philosophie und andere philosophische Disziplinen las. Nach seiner Emeritierung 1930 zog er mit seiner Familie wieder nach Wiesbaden, wo er 1950 kurz nach seinem 89. Geburtstag starb. In der Zeit des Nationalsozialismus war Ziehen Mitglied im Opferring der SA und der NSDAP. Sein Sohn Vult Ziehen beschäftigte sich als Psychiater ebenfalls mit Entwicklungspsychologie und der Psychopathologie des Kleinkindes.
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