Alle anzeigenModell der "Royal George" von 1715
Allgemein
Titel | Modell der "Royal George" von 1715 Englisch: Ship Model "Royal George" from 1715 Französisch: Modélisme naval "Royal George" du 1715 |
Originaltitel | Modell eines englischen Dreideckers |
Einzelmodell/ Gruppe/ Reihe | Einzelmodell |
Modellart | Modelle von Maschinen, Fahrzeugen, Geräten und Instrumenten |
Stand der Informationen | Februar 2011 |
Formale Beschreibung
Maßstab | Verkleinerung 1:48 |
Maße (Breite x Höhe x Tiefe) | Ca. 168 x 135 x 65 cm |
Material | Holz · Metall · Textiles Material |
Herstellungstechnik | Handarbeit |
Einzel-/ Mehrfachanfertigung | Einzelfertigung |
Statisch/Beweglich | Statisch |
Zerlegbarkeit | Zerlegbar |
Inhaltliche Beschreibung
Disziplin | Schiffbau · Universitätsgeschichte |
Verwendungszweck | Lehrobjekt · Objekt mit repräsentativer Funktion |
Herstellungsjahr | 1715 |
Herstellungsort | England |
Herstellung/Vertrieb | |
Weitere Informationen | Das Modell zeigt das Schiff mit vollständiger Takelage. Der Rumpf wurde in Schichtbauweise gefertigt, alle Details sind sehr aufwendig hergestellt. Solche Arbeiten verwendeten hohe Persönlichkeiten für repräsentative Zwecke oder als Geschenke. Erstmals wird das Modell in Pütters Geschichte der Universität Göttingen von 1765 ausführlich beschrieben. Archivmaterial belegt, dass das Modell 1744 als Geschenk des Prinzen von Wales an die Universität nach Göttingen kam. Im Jahre 1884 gelangte es als Schenkung an die Technische Hochschule Hannover. Erstmals nachweislich restauriert wurde das Modell 1942/43 durch Brand aus Detmold. Während des Krieges blieb es in Kisten verpackt im Keller der Technischen Hochschule Hannover und konnte unbeschadet die Kriegswirren überstehen. Nach der Neueröffnung der Hochschule und der Gründung der Abteilung Schiffstechnik 1951 wurde es in seiner alten Vitrine, provisorisch gesäubert, wieder aufgestellt. Die zweite Restaurierung, die auch genau dokumentiert ist, erfolgte 1953 durch Horst Anders an der Technischen Hochschule Hannover. Dabei baute er eine Beleuchtung in das Modell ein, um das Innere besser demonstrieren zu können. Nochmals restauriert wurde es 1983 durch Gerhard Philipp und Jürgen Schoeppe am Historischen Museum in Hannover. Damit ist auch in etwa die Zeit angegeben, in der das Modell aus der Universität ausgelagert wurde. Über 30 Jahre war, bevor es 2012 zurückkehrte, es eine Leihgabe der Universität an das Historische Museum am Hohen Ufer in Hannover. Es stand dort in der Dauerausstellung. Das Modell zählt zu den ältesten und wertvollsten Schiffsmodellen an einer deutschen Universität bzw. an einem Museum. Das Modell diente in seiner über 250jährigen Geschichte meist als repräsentatives Statussymbol. Lange Zeit war es in der Universitätsbibliothek in Göttingen aufgestellt. Aus heutiger Sicht demonstrierte es weniger akademische Gelehrsamkeit als englisches Weltmachtstreben. Doch eine genaue Aussage darüber bedarf noch einer wissenschaftlichen Untersuchung. Möglicherweise finden sich auch ganz andere Gründe für das stetige und sichtbare Vorhandensein. Bisherige Arbeiten zum Modell konzentrierten sich entweder auf dessen Beschreibung bzw. Restaurierung oder der Identifizierung des originalen Schiffes. Trotzdem darf nicht vergessen werden, dass England in Personalunion mit Hannover bis ins 19. Jahrhundert vereint war. Dahingehend könnte dem Modell viel mehr politische Bedeutung zugestanden werden als ihm bisher zuteil wurde. Es wurde möglicherweise in den 1790er Jahren auch als Lehrmodell in Göttingen verwendet. |
Publikationen |
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Archivmaterial | Universitätsarchiv Göttingen Kur. 7477 - Schenkung eines Modells von einem Kriegsschiff an die Universität, 08.04.1744-29.04.1744 und 04.08.1882-08.08.1882 Alte Signatur: 4/V i/3 |
Bezugsgegenstand
Bezugsgegenstand | HMS Royal George (1715) |
Art der technischen Vorrichtung | Fahrzeug |
Antriebsart | Windkraft |
Zweck bzw. Verwendung des technischen Objekts | Militärisch · Repräsentabel |
Hersteller des technischen Objekts | Sir Anthony Deane |
Herstellungsort des technischen Objekts | Portsmouth (England) |
Herstellungszeit des technischen Objekts | 17. bzw. 18. Jahrhundert |
Bezugsgegenstand Beschreibung | Welches Schiff dargestellt wird, ist letztendlich erst im 20. Jahrhundert eindeutig geklärt worden. In Pütters Beschreibung wird anfangs kein Name erwähnt, nur dass es sich um ein englisches Kriegsschiff mit einhundert Kanonen handelt. Im zweiten Teil schreibt Pütter, dass es sich um die "Victory" handele, was aber nachweislich falsch ist. Friedrich Jorberg, Mitglied des Fachausschusses für Schiffbaugeschichte in der Schiffbautechnischen Gesellschaft, ist es mit Hilfe der Society for Naval Research in den 1950er Jahren gelungen, den Bezugsgegenstand eindeutig zu identifizieren. Bei dem Modell handelt es sich um eine sehr exakte Abbildung des bereits 1673 als "Royal Charles" gebauten und 1715 umbenannten Linienschiffes "Royal George". Die HMS "Royal Charles" wurde von Sir Anthony Deane entworfen und in Portsmouth gebaut, wo sie im März 1673 vom Stapel lief. Sie war ein "First rate" Schiff mit einer Wasserverdrängung von rund 1830 Tonnen. "First rate" steht dabei für ein Schiff mit drei Batteriedecks. Es als bloßes Kriegsschiff zu bezeichnen, würde der Pracht des Schiffes nicht gerecht. In der Tat waren diese großen und sehr teuren Schiffe mehr als nur reine Kriegsfahrzeuge. Prestige und Macht demonstrierten nicht nur einhundert Kanonen, sondern auch künstlerisch gestaltete Schnitzereien und Vergoldungen von Heck und Bug. Die Besatzung der "Royal George" betrug circa 750 Mann. Bereits 1691 wurde sie umgebaut und 1693 als HMS "Queen" wieder in Dienst gestellt. Im Jahre 1715 wurde sie erneut modernisiert, d.h. fast komplett neu gebaut, und dann als HMS "Royal George" getauft. Diesen Namen trug sie bis zu ihrem erneuten Umbau 1756, als sie letztendlich in HMS "Royal Anne" umbenannt wurde. Diesen Namen führte sie bis zu ihrer endgültigen Ausserdienststellung 1767. Der Name "Royal George" ging auf ein anderes Schiff über. Menzel schreibt, dass das Schiff erst 1709 auf Kiel gelegt worden ist und 1715 vom Stapel lief. Was ist nun richtig? Die Antwort kann lauten: Beides! Schiffe der englischen Marine wurden alle 20 bis 30 Jahre grundüberholt, was meist einem Neubau gleichkam. Dabei sind alle morschen Teile ersetzt worden. Zudem war es aus haushaltstechnischen Gründen einfacher einen "Umbau" statt einen "Neubau" zu finanzieren. Obwohl sich die Kosten wohl kaum unterschieden haben. Damit kann die Geschichte eines Schiffes mit so einer Grundüberholung immer wieder neu begonnen werden. |
Bestandsnachweis
Modellkammer der Universität Göttingen*, Georg-August-Universität Göttingen · Details
Sammlung | Modellkammer der Universität Göttingen*, Georg-August-Universität Göttingen |
Ständiger Aufbewahrungsort | Leibniz Universität Hannover |
Aktueller Standort | Leibniz Universität Hannover |
Alte Inventarnummern | L 941 |
Objektrechte | keine |
Restauratorischer bzw. Konservatorischer Zustand | gut |